Netzer und Zwanziger: Kein Streit vor Gericht

Einigung, um sich nicht öffentlich anzulegen

Kurz vor einem Gerichtstermin haben der frühere Fußball-Nationalspieler Netzer und der ehemalige DFB-Chef Zwanziger ihren Streit beigelegt.

26.04.2016

Von SID

Köln. Der Prozess in der WM-Affäre ist geplatzt, die Streithähne Günter Netzer und Theo Zwanziger bitten Hand in Hand um Aufhebung ihres Gerichtstermins am kommenden Mittwoch. Kurz vor dem Verhandlungstermin wegen Netzers Unterlassungsklage am Kölner Landgericht sind beide WM-Macher von 2006 gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass sie sich nicht auf großer Bühne gegenseitig demontieren wollen. Der Öffentlichkeit entgeht die Chance, noch mehr über die Machenschaften im Zuge der Vergabe der Fußball-WM 2006 zu erfahren.

"Unter vier Augen haben wir, Günter Netzer und Theo Zwanziger, uns in diesen Tagen über die Inhalte des Gespräches vom Herbst 2012 in Zürich ausgetauscht. Nicht in allen Punkten haben wir ein übereinstimmendes Erinnerungsvermögen", heißt es in der kurzen Erklärung, in der jedes Wort sorgfältig abgewogen wurde, kryptisch.

Es bleiben Deutungsmöglichkeiten. Netzer legt "Wert auf die Feststellung, dass es in dem besagten Gespräch keine Aussage von ihm gegeben habe, die so interpretiert werden könnte, dass die vier asiatischen Stimmen bei der WM-Vergabe 2006 gekauft wurden". Eine gegenteilige Behauptung Zwanzigers war Gegenstand des Rechtstreits.

Zwanziger wiederum erklärt sich nun zu Netzers Sichtweise ausdrücklich nicht, er räumt auch keinen Irrtum ein - er nimmt sie lediglich "zur Kenntnis". Allerdings gebe es für ihn nach Vorlage des Untersuchungsberichtes der Kanzlei Freshfields zur WM-Affäre im Auftrag des DFB "keinen Grund mehr, die streitgegenständliche Aussage zu wiederholen". Die gemeinsame Bitte, den Rechtsstreit für erledigt zu erklären, ist dem Landgericht zugestellt worden.

Zwanziger (70) hatte behauptet, Netzer (71) habe ihm berichtet, die asiatischen Stimmen für die Vergabe im Juli 2000 seien gekauft worden. Netzer bestritt dies und verwies auf die Anwesenheit seiner Ehefrau Elvira in Zürich. Sie könne bezeugen, dass Zwanziger lüge.

Der Bericht der Wirtschaftskanzlei Freshfields hatte ergeben, dass eine 6,7-Millionen-Euro-Zahlung von 2002 über ein Konto des damaligen WM-OK-Chefs Franz Beckenbauer letztlich bei einer Gesellschaft in Katar gelandet ist, die dem zwielichtigen Fifa-Funktionär Mohamed Bin Hammam zuzurechnen ist. Zu welchem Zwecke gezahlt wurde, ist noch offen

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26.04.2016, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 26.04.2016, 06:00 Uhr

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