Das Mittwochs-Interview

„Einstimmung aufs Saisonfinale“

In der Woche nach dem Ergenzinger Pfingstturnier stehen für die U17 des VfB Stuttgart zwei wichtige Spiele im Kampf um den Meistertitel der Bundesliga Süd an. Dennoch möchte Trainer Nico Willig seine Spieler beim Bitzer-Cup nicht im Schongang-Modus sehen.

16.05.2018

Von Maik Wilke

Ein Team mit vielen Talenten: Trainer Nico Willig sieht das Ergenzinger Pfingstturnier als Vorbereitung für seine U 17 des VfB Stuttgart auf das Saisonfinale in der Bundesliga Süd. Archivbild: Pressefoto Baumann

Ein Team mit vielen Talenten: Trainer Nico Willig sieht das Ergenzinger Pfingstturnier als Vorbereitung für seine U 17 des VfB Stuttgart auf das Saisonfinale in der Bundesliga Süd. Archivbild: Pressefoto Baumann

SÜDWEST PRESSE: Herr Willig, drei Spieltage vor Saisonende stehen Sie mit der U 17 des VfB Stuttgart auf dem dritten Platz in der Bundesliga Süd und haben realistische Meisterschaftschancen. Kommt der Bitzer-Cup ungelegen?

Nico Willig: Ungelegen ist das falsche Wort. Denn wenn es gar nicht gepasst hätte mit dem Termin, hätten wir nicht zugesagt. Eigentlich passt das Timing sogar sehr gut, weil die Spieler wegen der U 17-Europameisterschaft in England gerade eine längere Pause haben. Das Pfingstturnier ist also ein guter Einstieg, um den Spielrhythmus wieder aufzunehmen.

Dennoch spielen Sie nicht einmal vier Tage nach dem Turnier in der Liga gegen die Stuttgarter Kickers und wiederum nur drei Tage später in Elversberg.

Die Ansetzung mit dem Nachholspiel am Donnerstag gegen die Kickers ist tatsächlich etwas knapp und ungünstig. Im vergangenen Jahr war das Turnier in Ergenzingen ein toller Saisonabschluss, dieses Mal ist es eben eine Überbrückung der langen spielfreien Zeit.

Werden die Spieler im Hinblick auf die Englische Woche und den Liga-Endspurt überhaupt mit 100 Prozent in das Turnier gehen? Schließlich möchte sich wohl keiner im Hinblick auf eine mögliche Meisterschaft verletzten…

Ich glaube, so taktisch denken meine 16-jährigen Spieler noch nicht. Sie entwickeln eher die Spielfreude, gegen starke Gegner wie den FC Basel und AZ Alkmaar anzutreten – und dann natürlich so gut zu spielen, wie sie können. Da sind sie Instinkt-Fußballer.

Und Sie als Trainer? Wollen Sie bestimmte Spieler für den Meisterschaftskampf schonen?

Nur dann, wenn jemand wirklich körperliche Beschwerden hat, beispielsweise mit Problemen von der Europameisterschaft zurückkommt. Ansonsten ist das Turnier wie erwähnt eine gute Chance, als Mannschaft den Spielrhythmus für die anstehende Englische Woche zu finden. Da möchte ich, dass vorab jeder eine gewisse Spielzeit bekommt.

Schon im vergangenen Jahr waren Sie in der Liga als Zweiter stark platziert. Was macht Ihre Mannschaft in diesem Jahr noch besser?

Es stimmt, wir waren Zweiter – allerdings ohne echte Chance auf den Titel. Das sieht diesmal anders aus. Wir sind deutlich konstanter in unserer Leistung geworden, was man auch daran sieht, dass wir erst ein Spiel verloren haben. Es ist uns gelungen, in der Offensive noch gefährlicher und effizienter zu sein, während wir gleichzeitig in der Abwehr weniger anfällig für Konter sind.

Haben Sie Ihre offensive Spielweise abgelegt?

Nein, keineswegs. Wir stehen immer noch sehr tief in der Hälfte des Gegners, sorgen damit früh für Druck. Dieses mutige und aggressive Spiel haben wir beibehalten. Der Erfolg liegt wohl eher an der Qualität vieler Einzelspieler.

Also sind die beiden diesjährigen U 17-Jahrgänge beim VfB qualitativ stärker?

Im vergangenen Jahr hatten wir nur drei Spieler, die im älteren Jahrgang waren. Das sind nun deutlich mehr, und die Spieler sind alle erfahrener. Hinzu kommt, dass sechs, sieben Spieler des jungen Jahrgangs bereits ein enorm hohes Niveau haben. Da kommen also gerade zwei starke Jahrgänge zusammen, was sowohl die Spitze als auch die Substanz generell im Team erhöht.

Welche Spieler haben die Qualität, um es mal in den Profi-Kader zu schaffen?

Ich nenne ungern einzelne Spieler. Großes Potenzial hat sicher Leon Dajaku, der ja gerade bei der Europameisterschaft in England einen Doppelpack gegen Serbien erzielt hat und auch in der Liga bester Torschütze ist. In der Rückrunde wurde er sogar schon vorübergehend in die U 19 hochgezogen. Er ist also sicher einer – wohlgemerkt von vielen – Hoffnungsträgern.

Werden die Zuschauer des Bitzer-Cups Dajaku auch in Ergenzingen spielen sehen?

Das hängt noch vom Abschneiden der Nationalmannschaft ab. Das Finale der EM und die Spiele beim Pfingstturnier überlagern sich. Bei einem Einzug ins Endspiel, hätte die Europameisterschaft natürlich Vorrang (Das Interview wurde vor dem Ausscheiden der U 17 Deutschlands geführt; Anm. d. Red.).

Mit solchen Spielern sollte in Ergenzingen doch mehr drin sein, als ein Vorrunden-Aus wie im vergangenen Jahr?

Wir waren schon enttäuscht, dass es nicht fürs Halbfinale gereicht hat. Nun gehen wir zwar nicht mit dem Ziel Turniersieg nach Ergenzingen, wollen aber definitiv so weit wie möglich kommen. Zumal wir mit dem Internationalen Hallenturnier in Gaildorf und dem Bundesliga-Cup in Wüstenrot bereits zwei wichtige und stark besetzte Turniere gewonnen haben.

Nico Willig im Kurzporträt:

Der Trainer der U 17 des VfB Stuttgart, Nico Willig, spielte in seiner Jugend lange bei der TSG Balingen. 1997 wechselte er zu den A-Junioren des TuS Ergenzingen und stand auch für die Aktiven ein Jahr in der Landesliga auf dem Platz. 2001 wechselte Willig zurück nach Balingen, wo er bis 2013 als Spieler aktiv war. Bereits 2008 übernahm er parallel dazu das Amt des A-Jugendtrainers. Nach einer einjährigen Pause von 2014 bis 2015 trainierte der 37-Jährige die Stuttgarter Kickers, allerdings nur für sechs Monate. Denn nachdem schon länger Kontakt zum Stadtrivalen bestand, ging es für Willig von den Kickers direkt zum VfB. Seit zwei Jahren trainiert Nico Willig nun die B-Junioren beim VfB Stuttgart.