El acompanante

El acompanante

Ein kubanischer Box-Champion muss zur Strafe für Doping einen HIV-Infizierten betreuen.

11.01.2016

Von Dorothee Hermann

Auf engem Raum wirken die aufgepumpten Muskeln eines Machos erst recht, als ob sie gleich bersten wollten. Box-Champion Horacio (Yotuel Romero) muss nach einer Dopingsperre in einem Sanatorium für Aidskranke aushelfen. Er soll den schwer zu kontrollierenden Patienten Daniel (Armando Miguel Gómez aus dem Cine-Latino-Erfolg „Melaza“) überwachen, der über eine kaum weniger imposante Körperlichkeit verfügt.

Was beginnt wie eine Parade des Machismo, steigert sich rasch zu ätzend-sarkastischen Einsichten in die kubanische Gesellschaft und ihre Geschlechterrollen, verdichtet in der abgeschotteten Welt einer Aids-Klinik, in der in den 1980er Jahren die HIV-Infizierten der Insel kaserniert wurden.

Da ist beispielsweise die Sanatoriumschefin (Yailene Sierra), die durchaus mehr für ihre Patienten im Sinn hat als bloßes Wegsperren. Im Notfall kann sie aber zwei OP-grün gewandete Schränke losschicken, die sofort Assoziationen an die Panzerknacker oder an die Irrenhaus-Groteske „Einer flog übers Kuckucksnest“ wecken.

Zur Klinik-Welt gehören auch Prostituierte, Schwule (als besonders gefährdete Opfer der Machokultur) und eine teils integre, teils korrupt-erpresserische Elite. Für Horacio und seinen Schützling wider Willen stellt sich die Frage, ob sie den harten Weg gehen, oder sich gegen alle Reglements irgendwie zusammentun.

Beide sind auf ihre Weise Opfer einer Gesellschaft, die dem einzelnen seine Position zuweist und sich dabei nicht von den individuellen Fähigkeiten, sondern von Rassismus, Militarismus oder schlichter Raffgier leiten lässt. Doch Regisseur Pavel Giroud lässt bei aller Desillusionierung Momente überraschender Zärtlichkeit und Solidarität aufblitzen.