Wie schon Picasso wusste: Man braucht mitunter sehr lange, um jung zu werden.

Elsa und Fred

Wie schon Picasso wusste: Man braucht mitunter sehr lange, um jung zu werden.

24.11.2015

Von che

Elsa und Fred

Unergründlich sind die Wege der Liebe. Und so bleibt einigermaßen rätselhaft, was die trotz ihrer rund 80 Lebensjahre vitale und lebensfrohe Elsa an ihrem neuen Nachbarn findet. Dieser Fred ist nämlich ein trübsinniger, stets um seine Harnsäure-Werte besorgter Spießer mit Hang zum Stinkstiefel. Aber Elsa hat sich nun mal verliebt, und irgendwann kann sich auch der frisch verwitwete Trauerkloß vom Appartement gegenüber ihrem unermüdlichen Werben nicht mehr entziehen. Also Leinwand frei für das neue reizende Senioren-Traumpaar.

Das Happy-end des spanischen Films von Marcos Carnevale ist damit nach einem Drittel beinahe schon vollendet. Immerhin sind da noch argwöhnische Kinder, denen die frisch erwachten Lebensgeister die angestammte Macht über die Eltern streitig machen. Es gibt Elsas Faible für Lügengeschichten, die einige Verwirrung stiften und Freds Geduld auf manche harte Probe stellen. Und alsbald erheben auch Krankheit und der unvermeidlich nahende Tod ihre hässlichen Häupter. Freilich hat man nie den Eindruck, als könnten diese Problemzonen dem rauschhaften Glück ernsthaft etwas anhaben.

So erinnert „Elsa und Fred? alles in allem mehr an eine freundliches Loblied auf würdiges Altern als an ein aus dem Leben gegriffenes Menschenschicksal. Was ihn jedoch weit über den Durchschnitt gut gemeinter Emanzipationsfilme hinaushebt, sind die beiden Darsteller Manuel Alexandre und China Zorrilla, die das harmlose Drehbuch und die brave Inszenierung genüsslich an die Wand spielen.

An ihrer mitreißenden Performance, die auf feine Komik mehr als auf fettige Gefühligkeit aus ist, perlen alle Kitsch-Einwände und Plausibilitäts-Fragen wie an einer Käseglocke ab. Jeder Vergleich mit Fellini wäre trotz Elsas Lebenstraum, einmal wie Anita Ekberg in „La dolce vita? im Trevi-Brunnen zu baden, jedoch gotteslästerlich.