Alles für den Klub: Melanie Bölzle vom TV Derendingen

Bölzle steht zur Wahl als Deutschlands Amateur-Fußballerin des Jahres

Ob im Oberliga-Tor, als Platzwartin oder beim Kabinen-Dienst: Melanie Bölzle ist für den TV Derendingen unverzichtbar.

22.11.2018

Von Hansjörg Lösel

Seit fast 30 Jahren beim TV Derendingen – und längst viel mehr als nur Torhüterin: Melanie Bölzle, hier bei einem Regionalliga-Spiel gegen Schwaben Augsburg, steht in der kommenden Woche zur Wahl als Deutschlands Amateur-Fußballerin des Jahres. Bild: Ulmer

Seit fast 30 Jahren beim TV Derendingen – und längst viel mehr als nur Torhüterin: Melanie Bölzle, hier bei einem Regionalliga-Spiel gegen Schwaben Augsburg, steht in der kommenden Woche zur Wahl als Deutschlands Amateur-Fußballerin des Jahres. Bild: Ulmer

Gestern Nachmittag hatte das Video auf fussball.de schon über 4500 Aufrufe. „Da wird es einem ja schwindelig“, sagt Melanie Bölzle beim TAGBLATT-Anruf. Die Allrounderin vom TV Derendingen steht zur Wahl als Amateurfußballerin des Jahres – dabei wusste sie selbst lange gar nichts von ihrer Bewerbung. Ihre Teamkollegin Cosima Schneider hatte Bölzle beim DFB vorgeschlagen. Denn die 39-Jährige selbst findet eigentlich gar nichts Außergewöhnliches an ihrem Engagement für den TVD: „Das ist seit fast 30 Jahren mein Verein“, sagt Bölzle, da sei es doch eigentlich ganz normal, sich auch zu engagieren.

Und sie engagiert sich, sogar gleich mehrfach: Spielleiterin der Fußballerinnen war sie, den Nachwuchs hat sie schon trainiert, aber auch für den Kabinen-Dienst ist sie sich nicht zu fein. Und den Platz streut sie sowieso vor jedem Aktiven-Spiel ein („das war nicht gestellt auf dem Video“).

Zuletzt beim Tübinger Stadtpokal hatte sie das komplette Catering gemanagt, war gefühlt eine Woche lang ohne Unterbrechung in der Kreissporthalle anzutreffen. Ach ja, und im Tor des TVD steht sie auch noch – obwohl sie schon vor drei Jahren groß verabschiedet wurde. Doch als Derendingen kurz darauf ohne Torfrau dastand, ließ sie sich zum Comeback überreden.

Zunächst im Feld, später im Tor war Melanie Bölzle maßgeblich beteiligt am Aufstieg des TVD bis in die Regionalliga. Dazu holten die Derendingerinnen zwei Mal den WFV-Pokal, spielten dadurch im DFB-Pokal und gewannen nebenbei zwei Mal die Württembergische Hallen-Meisterschaft. Allzu lange wird Melanie Bölzle aber nicht mehr aushelfen als Torfrau des TVD. Die lange verletzte Yvonne Hanselmann kehrt demnächst zurück, auch der jungen Jana Heinzmann traut Bölzle an, ihre Nachfolgerin zu werden: „Ich kann mir vorstellen, dass ich mich bald zurückziehen kann.“

Nachdem Bölzle bei der Wahl zur Amateurfußballerin des Jahres den Sprung in die Endauswahl geschafft hatte, kam ein Kameramann vom DFB für den Video-Dreh nach Derendingen. Sogar eine Drohne hatte der dabei – „ich habe bei so was ja noch nie mitgemacht, war spannend“, sagte Melanie Bölzle. Dabei war es ihr gar nicht so recht, derart im Mittelpunkt zu stehen, „ich bin ja eher schüchtern“. Der Dreh für den Zwei-Minuten-Clip dauerte fast sieben Stunden, auch beim Training wurden die TVD-Fußballerinnen gefilmt. Gestellt waren die Szenen dabei nicht, versichert die Torfrau: „Der Schweiß ist jedenfalls echt!“

Steigt der Druck jetzt eigentlich so kurz vor der Wahl – schließlich hat Derendingens Männer-Trainer Perica Lekavski den Titel Amateur-Fußballer des Jahres 2014 schon mal gewonnen? „Ich bin da schmerzfrei“, sagt Bölzle, „ich bin ja durch Zufall da rein gekommen, von daher mach ich mir gar keinen Stress.“

Prominente Konkurrenz aus Klosterreichenbach

Wer wird Amateur des Jahres? Jeweils fünf Frauen und fünf Männer stehen zur Wahl auf fussball.de, heute geht das letzte Bewerber-Video online. Anschließend folgt die einwöchige Abstimmungsphase. Das Fan-Voting entscheidet aber nur zu 50 Prozent, den Rest übernimmt die Jury mit DFB-Vizepräsident Rainer Koch, Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, Olympiasiegerin sowie Welt- und Europameisterin Annike Krahn, Weltmeister Julian Draxler sowie U 21-Trainer Stefan Kuntz. Neben TVD-Urgestein Bölzle bewirbt sich unter anderem die frühere Skispringerin Melanie Faißt: Die 28-Jährige, 2011 Dritte beim ersten Frauen-Weltcup der Skisprung-Geschichte, kickt mittlerweile für den VfR Klosterreichenbach.

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Erstellt:
22.11.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 40sec
zuletzt aktualisiert: 22.11.2018, 01:00 Uhr

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