E’pfenger Denger

Wärme von oben, Flüssigkeit von innen und Luft in Kissen

Ein Fest wie Empfingens 1250-Jahr-Feier verdient eine gründliche Nachlese. Außerdem im „Denger“ dabei: ein Blick in die 4. Dimension.

06.07.2022

Von Emil Henger, Reinhard Seidel und Manuel Fuchs

Angst vorm Nassen: Richtig viel Glück hatte Empfingen mit dem Wetter übers gigantische Festwochenende. Man mag sich gar nicht vorstellen, wenn es über die 1250-Jahre-Feier der Gemeinde kräftig gepisst hätte. Das Foto oben entstand am Freitag kurz nach 21 Uhr: Die dicken Gewitterwolken zogen östlich am Ort vorbei, der Osterbach (links im Bild), der Festplatz und das Gewerbegebiet „Alte Kaserne“ (rechts im Bild) lagen in gleißendem Sonnenlicht.

Hält’s oder fällt’s? Zu Festbeginn stand das Wetter in Empfingen auf der Kippe. Bild: Reinhard Seidel

Hält’s oder fällt’s? Zu Festbeginn stand das Wetter in Empfingen auf der Kippe. Bild: Reinhard Seidel

Vogelrassen: Kurz vor 21.30 Uhr traute der Denger an diesem Freitag, 1. Juli, seinen Augen nicht. Flogen da eine weiße Friedenstaube oder gar ein Engel über die feiernden Empfinger? Oder malte Petrus, der fürs Festwetter gesorgt hatte, ein Häkchen für „Erledigt“ in die Wolken?

Taube, Engel oder „Erledigt“-Häkchen? Bild: Reinhard Seidel

Taube, Engel oder „Erledigt“-Häkchen? Bild: Reinhard Seidel

Volle Kassen: Drei Tage lang haben die Empfinger und viele auswärtige Gäste auf der weitläufigen Festwiese vor der Tälesee-Halle gefeiert. Ein Fest mit viel Musik, was nicht zuletzt Hitradio Antenne 1 zu verdanken war. Die Popstars, die der Radiosender auf die Showbühne brachte, riefen vor allem bei den jungen Besuchern Begeisterungsstürme hervor. Dicht gedrängt standen sie mit gezückten Handys an den Absperrungen. Die Gäste zeigten sich in Festlaune und folgten Bürgermeister Ferdinand Truffners Rat: „Lasset au s’Geld dô und feiret wia d’Sau, der Erlös geht an die Vereine.“

Essen fassen: Die Vereine hatten den Ansturm wohl unterschätzt, jedenfalls den Essensbedarf zurückhaltend kalkuliert. Ergebnis: Die Stände waren am Samstagabend zum Teil schon leer gefuttert. Es ließ sich bei bestem Wetter herrlich über die Festwiese flanieren, mit den Unternehmern und deren Mitarbeitern, die ihre Betriebe mit Ständen der Öffentlichkeit präsentierten, einen Plausch abhalten oder mit Freunden einfach quatschen. Wenn man nicht schon beim Gastro-Container von Gfrörer Schotterwerk im Liegestuhl mit einem Cocktail in der Hand hängen blieb, die Füße im Sand vergraben und vom nächsten Urlaub träumend.

Wird schon passen: Bei Gfrörers ist alles ein bisschen größer, auch der Kaffeevollautomat im Gastro-Container. Eher knapp allerdings war der Raum, der blieb, um Kaffeebohnen nachzufüllen; das artete in eine feinmotorische Herausforderung am langen Arm heraus. Zum Glück gibt es Menschen, die solche Herausforderungen mit Kusshand annehmen.

Jedes Böhnchen ein Arömchen

Jedes Böhnchen ein Arömchen

Fallen lassen: Im Großeinsatz während der Festtage war Bürgermeister Ferdinand Truffner. Mit Käppi und kurzen Hosen sah man das Gemeindeoberhaupt an allen Ecken der Festwiese, er hielt ab und zu ein Schwätzle, und wenn es was anzupacken gab, packte er an. Den Stress konnte er beim Bullriding abschütteln lassen. Doch lange hielt er es auf dem Rücken des Bullen nicht aus; zum Glück fiel er in weiche Luftkissen.

Ohne Fass kein Anstich. Bild: Emil Henger

Ohne Fass kein Anstich. Bild: Emil Henger

Bürgermeister Truffner beim Bullriding. Bild: Paul Bossenmaier

Bürgermeister Truffner beim Bullriding. Bild: Paul Bossenmaier

Nach den Massen: Am Montag dann das große Aufräumen, mittendrin Dieter Reich. Der Achtzigjährige gehörte schon 1972 bei der 1200-Jahr-Feier zu den Schaffern. Für das Fest vor 50 Jahren hatte er extra eine Woche Urlaub genommen. Die Aufräum- und Abbauarbeiten gingen flott über die Bühne, wie man es von den Empfinger Feschtlesmachern gewohnt ist. Da konnte die Firma aus Albstadt, die zur gleichen Zeit Zelte abbaute, nur staunen.

Wassen dassen? Die Maier-Gruppe beziehungsweise ihre mit der Konstruktion des neuen Empfinger Pflegeheims „Haus Tälesee“ beauftragten Architekten haben offenbar einen Weg gefunden, um auf einem beschränkten Areal viel Wohnfläche unterzubringen: Man baut einfach vierdimensional. Anders ist die Größenangabe „4500 Quadratmeter hoch zwei“ ja kaum zu interpretieren. Bleiben zwei Fragen: Wieso ist da bisher noch niemand drauf gekommen? Und: Hat man für die Zeichnungen MC Escher wiederbelebt?

4500 Quadratquadratmeter ...

4500 Quadratquadratmeter ...