Erfolg mit Köpfchen und Kraft

Der Großvater und der Vater von Benjamin Durlescu haben bereits bei dem Bergfelder Unternehmen Sülzle-Kopf gearbeitet. Neben einem Onkel und einer Cousine ist der 21-Jährige derzeit das dritte Familienmitglied zeitgleich im selben Betrieb. „Ich bin jetzt in der dritten Generation hier. Keine andere Firma hat mich wirklich interessiert. Das war für mich die beste Option“, sagt der junge Metallbauer – und zaubert damit seinem obersten Chef Henry Klein, Geschäftsführer der Sülzle-Kopf Gebäudetechnik, ein selbst durch die Maske erkennbares breites Lächeln ins Gesicht.

Die Leidenschaft für den Beruf ist bei dem Sulzer außergewöhnlich stark ausgeprägt: Sogar an seinem 21. Geburtstag am gestrigen Donnerstag erschien der frischgebackene Metallbau-Geselle zur Arbeit und hatte für die Kollegen sogar zwei selbstgebackene Kuchen dabei.

Freisprechungsfeier ausgefallen

Seit wenigen Tagen darf Durlescu sich Innungssieger der Metallbauer im Bereich Anlagenbau, Fachrichtung Konstruktionstechnik nennen – ein sperriger Titel, der die dreieinhalbjährige Ausbildung krönt. Die entsprechende Urkunde hätte die Nachwuchshoffnung des Handwerks eigentlich am vergangenen Samstag zusammen mit dem Gesellenbrief erhalten sollen – doch wegen der Corona-Pandemie wurde die Freisprechungsfeier dieses Jahr abgesagt.

Eine Ausbildung bei Sülzle-Kopf zu machen, das stand für Benjamin Durlescu bereits als Schüler der Lina-Hähnle-Realschule fest: In mehreren Praktika und Nebenjobs lernte der Sulzer die Firma kennen und hinterließ dort einen sehr guten Eindruck. 2016 trat Durlescu in das Unternehmen ein, den theoretischen Teil absolviete der Metallbauer in der Berufsschule in Rottweil. „Bis auf das erste Lehrjahr waren wir ausschließlich Jungen in der Klasse“, erzählt der frischgebackene Geselle.

Woran dies liegt, kann auch Stephan Koch nicht so recht erklären: „Es ist ein Klischee, dass für diesen Beruf körperliche Kraft nötig ist“, sagt der stellvertretende Fertigungsleiter. Wenn gelegentlich Anpacken erforderlich ist, müssen selbst die Muskelbepackten der 24 Männer im Team sich gegenseitig unterstützen.

Zu Durlescus Aufgaben gehören der Bau von Anlagen für Pumpstationen einschließlich der Verrohrung, Anschlussteile sowie Rohrleitungen und Edelstahlkonstruktionen inklusive Schweißen. „Die kleinsten Teile sind faustgroß, die größten Anlagen so groß wie ein Container“, erzählt der 21-Jährige mit Stolz in der Stimme.

Sülzle-Kopf scheint eine gute Kaderschmiede für Junghandwerker zu sein: Erst im vergangenen Jahr wurde Dennis Berner Erster Landessieger und Bundessieger der Apparate- und Behälterbauer und konnte jetzt Kollege Benjamin Durlescu gratulieren.

Eine „Wall of Fame“, um die Auszeichnungen der überregional erfolgreichen Bergfelder Mitarbeiter an der Wand aufzuhängen, fehlt bislang in dem Unternehmen. „Man könnte mal darüber nachdenken“, sagt Stephan Koch angesichts gleich zweier so erfolgreicher Nachwuchskräfte. Der frischgebackene Innungssieger Benjamin Durlescu antwortet auf die Frage nach der Reaktion der Familie: „Die haben sich gefreut“.

Chef hofft auf Vorbildwirkung

Die Vielfalt der Tätigkeit gefällt dem Metallbauer, der von der Fertigung über den Zuschnitt und das Zusammenfügen der fertigen Teile den gesamten Entstehungsprozess eines Teils begleitet.

Der 21-Jährige will sich auf den erreichten Lorbeeren nicht ausruhen. „Innerhalb der nächsten zwei Jahre möchte ich den Meister in Teilzeit machen“, kündigt der technisch talentierte junge Mann an. Vorgesetzte bescheinigen Durlescu, überaus motiviert zu sein und über ein sehr großes Fachwissen zu verfügen: So durfte der Metallbauer bereits im ersten Lehrjahr außerhalb der Arbeitszeiten die Werkstatt für private Basteleien nutzen. An Ideen fehlt es Benjamin Durlescu nicht, und Sülzle-Kopf-Geschäftsführer Henry Klein unterstützt seinen ausgezeichneten Mitarbeiter gerne nach Kräften – und hofft, dass dessen Erfolg vielen anderen jungen Leuten als Vorbild dient, sich für das Handwerk zu entscheiden.