Tennis

Erfolgshungrige Schwaben

Von der Förderung durch den Verband hat Yannick Maden stark profitiert. Er spielte seine beste Saison. Allein aufs Geld kommt es aber nicht an.

16.12.2016

Von HELEN WEIBLE

Yannick Maden ist dank einer Top-Saison das neue Aushängeschild des Württembergischen Tennis-Bunds. In Biberach möchte er in Vorbereitung auf das nächste Jahr an seine Erfolge anknüpfen. Foto: Imago

Yannick Maden ist dank einer Top-Saison das neue Aushängeschild des Württembergischen Tennis-Bunds. In Biberach möchte er in Vorbereitung auf das nächste Jahr an seine Erfolge anknüpfen. Foto: Imago

Biberach. Michael Berrer musste für seinen Achtelfinalsieg über Pascal Meis (TC Wolfsberg Pforzheim) ziemlich schwitzen. Erst nach 2:15 Stunden stand der Sieger dieses Duells am vierten Tag bei den Deutschen Tennismeisterschaften in Biberach fest. Yannick Maden war da schneller als der ehemalige Weltranglisten-42. – der Stuttgarter brauchte nur die Hälfte der Zeit für seinen souveränen 6:2, 6:4-Sieg über den Qualifikanten Benjamin Hassan – Madens erster Erfolg überhaupt in der WTB-Halle beim TV Biberach-Hühnerfeld.

Ein Routinier hört auf – und ein Erfolgshungriger kommt: Die beiden Schwaben Berrer und Maden trennen nicht nur neun Jahre Lebenserfahrung. Sie stehen auch an völlig unterschiedlichen Punkten ihrer Tennis-Profikarriere. Federer, Djokovic, Nadal – gegen die ganz Großen im Welt-Tennis hat der nunmehr 36-jährige Berrer schon gespielt, erinnert sich sehr gut an den Moment, als er in Wimbledon einen Satz für sich entscheiden konnte. Solche Momente bleiben haften. Doch für den Stuttgarter beginnt ein neuer Lebensabschnitt, das hat er vor dem Turnier in Oberschwaben klar gemacht. Dennoch sagt der Vater zweier Töchter: „Ich möchte dem Tennis erhalten bleiben.“ Offen ist nur, wie das genau aussieht. Einen Master in Sportpsychologie hat er in der Tasche. „Vielleicht coache ich in einem Unternehmen“, so der Spieler vom TV Reutlingen über seine Pläne.

Yannick Maden schaut auch in die Zukunft, aber an der Basis will er momentan nichts verändern. Der Kaderspieler des WTB-Stützpunkts in Stammheim hat eine klasse Saison hinter sich mit vier Siegen auf der ITF-Tour und fünf Finalteilnahmen. Seit September 2015 arbeitet Maden mit den Kadercoaches des Württembergischen Tennis-Bundes, Hans-Dieter Beutel und Claus Wagner, zusammen. Eine äußerst fruchtbare Liaison: „Mir wurde viel Organisatorisches abgenommen, ich habe mich im Training besser fokussieren können. Die Konstanz, die ich gefunden habe, und auch manchmal etwas Glück, haben mir diese Saison geholfen“, erklärt der Regionalliga-Akteur des TEC Waldau sein Erfolgsrezept. In der deutschen Rangliste steht er an 22. Stelle, im ATP-Ranking ist er 275. Für den Davis-Cup berücksichtigt zu werden, dafür reicht es noch nicht ganz. Maden kann die Grenzen und Möglichkeiten aber gut einschätzen. Er hat seine persönlichen Ziele klar gesteckt: „Unter den besten 240 zu stehen, wäre der nächste Schritt. Außerdem in der Qualifikation bei einem Grand Slam zu stehen.“ Der Wirtschaftsstudent, der an einem College in Carolina seinen Bachelorabschluss gemacht hat, bekam im Oktober in Antwerpen eine Idee davon, wie sich dieses Level anfühlt. „Gegen Gilles Simon zu spielen, war ziemlich cool“, sagt der Rechtshänder über sein Match gegen die aktuelle Nummer 18 der Welt.

Seine Trainingspartnerin in Stammheim, Anna Zaja, die gestern auch ihr Erstrundenmatch gegen Sarah Gronert mit 6:4, 6:4 gewonnen hat, befindet sich in einer ähnlich vielversprechenden Situation wie Maden. 200 Ranglistenplätze im WTA-Ranking machte Zaja diese Saison gut, knackte im Sommer die Top 300. Die 25-Jährige traut sich, wenn alles gut läuft, weitere 200 zu. Schon in jungen Jahren lernte die Sigmaringerin mit Niederlagen richtig umzugehen, jetzt hat sie mit Christina Singer-Bath eine Trainerin an der Seite, die sie sehr motiviert. Die Lust auf den Wettkampf auf hohem Niveau lässt ihre Augen leuchten. „Es ist wichtig, dass ich immer weiß, dass ich auf dem Platz alles gegeben habe“, so Zaja, die mit einer Niederlage gegen Gronert (einst WTA 180) zurechtgekommen wäre. Sie spielte nämlich nach zwei Monaten Pause ein sehr temporeiches, schönes Tennis.

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Erstellt:
16.12.2016, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 16.12.2016, 06:00 Uhr

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