Impfstoff

Erneut drohen Thrombosen

Auch beim Impfstoff von Johnson & Johnson kam es nun zu Fällen von Blutgerinnseln, die zu äußerst seltenen Sinusvenenthrombosen im Hirn führen.

14.04.2021

Von HAJO ZENKER

Impfstoff von Johnson & Johnson. Foto: Jessica Hill/dpa

Impfstoff von Johnson & Johnson. Foto: Jessica Hill/dpa

Berlin. Noch am Montag wurde in Europa ein Hoffnungsträger gefeiert: Der US-Konzern Johnson & Johnson (J&J) lieferte erstmals seinen Corona-Impfstoff aus, das vierte in der EU zugelassene Vakzin. Deutschland sollte bis Ende Juni zehn Millionen Dosen erhalten. Das Besondere: Das J&J-Vakzin muss nur einmal verabreicht werden, während Biontech, Moderna und Astrazeneca zwei Dosen für den vollständigen Schutz brauchen. J&J sollte also die Impfkampagne beschleunigen helfen.

Am Dienstag dann die Hiobsbotschaft – die Markteinführung in Europa wird aufgeschoben. Der Grund: In den USA, wo J&J schon lange verimpft wird und mehr als 6,8 Millionen Dosen verabreicht wurden, haben die Arzneimittelbehörde FDA und die Gesundheitsbehörde CDC eine Aussetzung der Impfungen wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen empfohlen. Zuvor hatte bereits die Europäische Arzneimittelbehörde mitgeteilt, den im März in der EU zugelassenen Impfstoff auf Thrombosen untersuchen zu wollen. Wie bei Astrazeneca geht es auch bei J&J um Blutgerinnsel, die zu äußerst seltenen Sinusvenenthrombosen im Hirn führen. Demnach wurden sechs Fälle bei Frauen im Alter zwischen 18 und 48 Jahren gemeldet, einer mit tödlichem Ausgang. Wie bei Astrazeneca handelt es sich auch bei Johnson & Johnson um einen Vektorvirenimpfstoff.

Getarnte Viren

Vektorviren sind harmlose Viren, die nicht krankmachen, sich aber als Coronavirus „verkleiden“ lassen, indem man Oberflächenproteine von Sars-Cov-2 einsetzt. Das gaukelt dem Immunsystem eine Covid-19-Infektion vor. Dies soll dazu führen, dass der Körper einen Immunschutz aufbaut. Im Fall von Astrazeneca sind Forscher der Unimedizin Greifswald überzeugt, dass bei den Betroffenen die Impfung zur Bildung spezieller Antikörper führt, die Blutplättchen verklumpen. Die Klümpchen führten dann zu den Verstopfungen der Hirnvenen.

Bei Astrazeneca waren in Deutschland bisher nach der Impfung 35 Frauen und sieben Männer betroffen. Acht Geimpfte starben. Deshalb wird dieses Vakzin vorrangig nur noch Menschen ab 60 Jahren verabreicht. Nach der US-Entscheidung zu J&J sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums, man nehme „solche Warnungen immer ernst“ und gehe ihnen nach. Für Deutschland gebe es dazu aber noch keine Entscheidungen, das zuständige Paul-Ehrlich-Institut werde sich damit beschäftigen.

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Erstellt:
14.04.2021, 06:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 14.04.2021, 06:00 Uhr

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