Kämpfen bis zum letzten Käfig

Erneut protestierten am Samstag hunderte Tierschützer gegen Versuche an Affen

Rund 500 Demonstrierende trugen am Samstag ihren Protest gegen Tierversuche in Tübingen auf die Straße. Unter anderem kritisierten sie das neue Informationsfreiheitsgesetz.

30.05.2016

Von Philipp Koebnik

Mehrere hundert Aktivisten demonstrierten am Samstag in der Tübinger Altstadt lautstark gegen Tierversuche am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik. Bild: Faden

Mehrere hundert Aktivisten demonstrierten am Samstag in der Tübinger Altstadt lautstark gegen Tierversuche am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik. Bild: Faden

Tübingen. „Wir lassen uns nicht von Versprechen beruhigen“, rief Friedrich Mülln der applaudierenden Menge auf dem Marktplatz zu. „Solange ein Affe hier in Gefangenschaft lebt, werden wir immer wieder nach Tübingen kommen.“ Die „Soko Tierschutz“ hatte für Samstag zur sechsten Großdemo gegen Tierversuche aufgerufen. Hunderte waren angereist, manche sogar aus Polen. „Schluss mit dem Zerschneiden von Lebewesen ohne vernünftigen Grund“, forderte der Leiter der Tübinger Kampagne (siehe Kasten).

Lautstark und kämpferisch zogen daraufhin etwa 500 Demonstranten durch die Altstadt, dabei Parolen rufend wie: „MPI, was ihr hier macht, hat nichts zu tun mit Wissenschaft“. Viele trugen als Zeichen des Protests Affenkostüme oder -masken, manche hatten sich blutrote Farbe ins Gesicht geschmiert.

Während es auf dem Marktplatz weiterging, gab es Aktionen an verschiedenen Plätzen, die an das Leid bestimmter Versuchstiere erinnern sollten. So begaben sich knapp 40 Demonstranten auf einen „Trauermarsch“ zum Sitz des Grünen-Kreisverbands in der Poststraße. Auf ihren Schultern führten einige einen schwarzen Sarg mit sich: Symbolisch trugen sie das „Informationsfreiheitsgesetz“ zu Grabe. Aus einem Lautsprecher ertönte die bekannte Trauermusik von Frédéric Chopin.

Der Hintergrund: Die grün-rote Landesregierung hatte das Gesetz im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht, um für mehr Transparenz zu sorgen, wie es hieß. Allerdings: Forschungseinrichtungen sind davon ausgenommen, wie Hanna Klotz kritisierte. „Wir wollen wissen, wie es Jola geht“, so die 20-jährige Aktivistin – die Affen am MPI haben neben einer Nummer auch einen Namen. Man wisse lediglich von einzelnen Verletzungen „Jolas“ – und das nur durch eine Undercover-Recherche. Gerne würde man beim MPI anfragen, doch sei das nicht möglich. Und Ramesh Glückler, einer der Sargträger, ergänzte: „Die Grünen haben ermöglicht, dass das MPI hier unter Ausschluss der Öffentlichkeit seine Versuche machen kann.“ Statt mehr Transparenz zu schaffen, habe das Gesetz ihr sogar „klare Grenzen gesetzt“.

Warum Tierschützer in Tübingen demonstrieren

Der Protest richtet sich vor allem gegen Versuche an Affen, wie sie am Tübinger Max-Planck-Institut (MPI) für biologische Kybernetik gemacht werden. Eine Undercover-Recherche der „Soko Tierschutz“ habe gezeigt, dass die Experimente mitunter zu „grausamen Komplikationen“ führten, so Mülln. Die Kampagne indes sei bereits erfolgreich gewesen. So habe das MPI von einem 20 Millionen Euro teuren Labor-Neubau Abstand genommen.