Empfingen · Bürgerbeteiligung

Erst die Heimat, dann die Digitalisierung

An der Umfrage zum Thema „Digitalisierung und Heimat“ haben bisher rund 300 Empfinger teilgenommen und geben dabei Einblick in ihre Heimatgefühle. Das Projekt begleitet Klaus Koziol, der Empfingen als künftigen Exzellenzort sieht.

16.08.2019

Von Frank Wewoda

Bürgermeister Ferdinand Truffner hofft durch die Umfrage auf Hinweise, was die Empfinger von der Digitalisierung erwarten. Archivbild: Wewoda

Bürgermeister Ferdinand Truffner hofft durch die Umfrage auf Hinweise, was die Empfinger von der Digitalisierung erwarten. Archivbild: Wewoda

Was bedeutet Heimat für Sie?“, lautet die Nummer sechs von 25 Punkten bei der Umfrage „Digitalisierung und Heimat“, die derzeit in Empfinger die Bürger beschäftigt (siehe Info am Textende). Die Antwortmöglichkeiten sind vielfältig, unter anderem sind aufgeführt: „Menschen, die ich mag“, „regionale Traditionen und Bräuche“, und „Glaube/Religion“.

Heimatidentifikation im Fokus

Ideengeber für das zur Umfrage gehörige Projekt „Digitalisierung und Heimat - Digitalisierung braucht Heimat“, an dem Empfingen als eine von neun Kommunen in Baden-Württemberg teilnehmen darf, ist Klaus Koziol, Professur für Social Marketing an der katholischen Hochschule Freiburg. Im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE betont er, im ersten Schritt gehe es darum, aus den Antworten eine Heimatidentifikation herauszukristallisieren, „eine Art Empfingen-Story“ zu entwickeln, wie das in der Marketingsprache heißt.

Im zweiten Teil des Projekts, der Umsetzung, werden dann daraus Maßnahmen entwickelt, die das Heimat- und das Wir-Gefühl stärken sollen. „Dabei sollen die Menschen merken, dass die Digitalisierung einen Mehrwert für ihre Gemeinschaft hat“, so Klaus Koziol. Diese aus Heimat und Wir-Gefühl bestehende Identität soll vor Ort sichtbar gemacht werden, das heißt verankert und „als emotionale und motivierende Orientierungsgeschichte erfahrbar erzählt werden“, wie es in den Projektunterlagen heißt. Koziols Devise ist, dass die Netzkommunikation Brücken schaffen muss zur direkten Kommunikation, um die Gemeinden zu „Orten des guten Lebens“ zu machen. Dafür sei eine Identifikation notwendig mit dem eigenen Wohnort, sonst würden sich die Bürger auch für
digitale Werkzeuge wie eine Bürgerapp nicht interessieren, so seine Erfahrung.

Koziol: „Wir müssen erst intensiv dafür sorgen, dass die Menschen eine Beziehung zu ihrem Ort entwickeln können.“ Das dürfte in Empfingen bereits größtenteils der Fall sein. Dann gelte
es laut Koziol dieses Wir-Gefühl zu stärken. Der Professor: der
katholischen Hochschule sagt: „Das kommt und bleibt nicht von alleine. Und es ist auch zu fragen: Was müssen wir tun, damit diese Beheimatung auch noch in Zukunft erfolgt?“

Bürgermeister Ferdinand Truffner sagte, er könne sich vorstellen, dass aus dem Projekt zum Beispiel eine Bürger-App entstehen könnte oder ein virtueller Ortsrundgang zum Jubiläumsjahr 2022 . Koziol meint, dies könnten natürlich mögliche Ergebnisse sein des Projekts. Er plädiert aber gleichzeitig dafür, sich überraschen zu lassen von den Antworten. Klaus Koziol: „Man kann von oben kein Konzept verordnen. Daher schaue ich mit den Gemeinden zusammen, wo Fragestellungen sind, die den Bürgern wichtig sind, an denen wir ansetzen können.“

„Exzellenz-Atlas“ geplant

Ende nächsten Jahres möchte Koziol ein Handbuch veröffentlichen, in dem die an dem Projekt teilnehmenden Gemeinden als „Exzellenzorte“ vereint sind, darunter Empfingen. Ihre Projekte sollen als Beispielfolien dienen, von denen andere Gemeinden lernen können. Aus der ersten Auflage der baden-württembergischen Initiative „Future Communities“ sind Projekte hervorgegangen wie die „Roboterdame L2B22“, die in Ludwigsburg seither Ankommende im Bürgerbüro begrüßt.

106 000 Euro hatte Ludwigsburg dafür aus den Fördertöpfen des Landes erhalten. Neben dem Serviceroboter flossen die Gelder in das „Testfeld Parken 4.0“, das Online-Reservierungen von Parkplätzen ermöglichen soll, sowie in die „intelligenten Stadtmöbel“, Informations- und WLAN-Hotspots in der Stadt. Mögliche Projekte in Empfingen müssen innerhalb von zehn Monaten vor dem 31. Oktober 2020 umgesetzt werden. Hinter dem Pilotprojekt stehen der Gemeindetag Baden-Württemberg und das Innenministerium.

Digitalisierung in Kommunen in Baden-Württemberg

Die Initiative „Städte und Gemeinden 4.0 – Future Communities“ soll die Digitalisierung in den Kommunen Baden-Württembergs fördern. Für sie steht in der aktuellen zweiten Auflage eine Million Euro Fördersumme bereit. Zu dieser Initiative zählt auch das Projekt „Digitalisierung und Heimat“, bei dem Empfingen als eine von neun Kommunen durch eine Fachjury, unter anderem aus dem Innenministerium, mit seinen Ideen zu Digitalisierung ausgewählt wurde.„Unsere Kommunen sind ein Schlüssel bei der Digitalisierung“, meint Innenminister Thomas Strobl (CDU), der als Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration auch für diese Aufgaben zuständig ist.