Es bleiben Fragen

Die Auswirkungen der Vogelgrippe auf den Landkreis Tübingen beschrieben wir am 25. November.

29.11.2016

Von Afra Korfmann

Um von der Geflügelindustrie unabhängig zu sein, besitzen wir Hühner. Genau diese Industrie nötigt uns heuer die nicht artgerechte Aufstallung unserer Tiere auf.

Unter fadenscheinigen Begründungen sollen Privathalter ebenso aufstallen wie die Geflügelgroßindustrie, die gleichen Sicherheitsbestimmungen einhalten und die Ausläufe nachrüsten.

Man beruft sich hinsichtlich H5N8 darauf, dass sich das – laut Robert-Koch-Institut für den Menschen völlig ungefährliche – Virus über den Vogelzug verbreitet. Organisationen wie der NABU sehen das anders; es liegt der Verdacht nahe, dass kontaminierte Begleitprodukte der globalen Geflügelindustrie auf den Handelswegen Ursache für die Grippe sind.

Auch scheint die aktuelle Zahl von knapp 1200 verendeten Wildvögeln im Rahmen einer typischen Grippewelle im Vergleich zu über 60 000 gekeulten Tieren fast minimal.

Es bleiben Fragen: Verschwindet H5N8, wenn wir unsere Tiere einsperren? Sind sie hinter nicht-technologischem Maschendrahtzaun sicher, wenn das Virus eine High-Tech-Lüftungsanlage in Grumby überwindet?

Es ist grotesk, mitten in der Landschaft Desinfektionswannen aufzustellen und zu verlangen, dass bäuerliche Halter Schutzanzüge für drei Hühner tragen! Sollen all die rechtschaffenen Menschen verhaftet werden, wenn sie nicht die Möglichkeiten oder Kenntnis haben, alle Maßnahmen einzuhalten? Müssen sie in vorauseilendem Gehorsam ihre Tiere töten? Wird eine der Fragen mit „Natürlich nicht!“ beantwortet, bricht die Argumentation zusammen!