Stephan Neher gönnt sich drei Wochen Intensiv-Wahlkampf

Es blieb bei Joachim Schneider als zweitem Bewerber fürs OB-Amt in Rottenburg

Einige Tage bevor gestern Abend die Bewerbungsfrist für das Amt des Oberbürgermeisters von Rottenburg endete – es blieb bei den beiden Kandidaten Stephan Neher und Joachim Schneider –, hatte Amtsinhaber und Wieder-Kandidat Stephan Neher seinen Wahlkampf durchgeplant. Er besucht alle Stadtteile.

24.02.2016

Von Gert Fleischer

Es blieb bei Joachim Schneider als zweitem Bewerber fürs OB-Amt in Rottenburg

Rottenburg. Am kommenden Freitag beginnt Neher seine Tournee. 20 Termine in 23 Tagen hat er. Hinzu kommt die offizielle Kandidatenvorstellung, die die Stadtverwaltung am Mittwoch, 9. März, um 18 Uhr in der Rottenburger Festhalle ausrichtet. Weil es vermutlich keine Podiumsdiskussionen gibt, bei denen Leute aus der Gesamtstadt Wünsche oder Kritik vorbringen können, entschied sich der OB, alle 17 Stadtteil-Dörfer wahlwerbend zu besuchen.

Seine spontane Idee, jeweils einige Stadtteile für einen Wahlkampftermin zusammenzufassen, verwarf Neher rasch. Er wolle Verletzlichkeiten gar nicht erst aufkommen lassen, dass sich die Bewohner eines Stadtteils fragen, weshalb der OB in den Nachbarort einlädt und nicht bei ihnen. Letztlich sehe er es aber auch als Gelegenheit, sich mal wieder in jedem Stadtteil zu zeigen.

Wichtig sei es für ihn, sagte Neher im Gespräch mit dem TAGBLATT, dass ihm die Einwohner direkt sagen können, was sie in ihrem Wohnort oder in der Gesamtstadt vermissen oder was sie sich in seiner nächsten Amtszeit erhoffen, vielleicht sogar erwarten. Weil er den Themenkorridor nicht von vorneherein einengen wolle, haben Nehers Termine kein Motto. Der OB wird anfangs etwas aus seiner Leistungsbilanz vortragen und dann darstellen, was er – Zustimmung des Gemeinderats vorausgesetzt – in Zukunft erledigen möchte. Dann kommen die Einwohner zu Wort.

Am Freitag hat Neher seinen ersten Termin um 19.30 Uhr im Gasthof „Rössle“ in Eckenweiler. Am Sonntag ist er in Obernau, Hemmendorf und Seebronn. In der Kernstadt macht der OB zwei Mal Wahlkampf auf dem Metzelplatz: Samstag, 12., und Samstag, 19. März, jeweils ab 9 Uhr. Zudem tritt er am Donnerstag, 17. März, zusammen mit der Kabarettistin Dietlinde Elsässer auf.

Ein Wahlkampf-Flyer (Faltprospekt) soll heute fertig werden. Er ähnele stark seiner Homepage www.stephan-neher.eu, die im Moment noch direkt auf seine Facebook-Seite weiterleitet. Das Arbeitsmedium im Internet für den Kontakt zu den Bürgern werde ohnehin die Facebook-Seite sein, sagt Neher.

Dort sieht es in dieser Anfangsphase aus, als sei der Beruf des Rottenburger Oberbürgermeisters höchst vergnüglich. Bilder von der Fasnet, Spatenstiche, Richtfeste, Eröffnungen und Weißwurstessen mit den Freunden aus der französischen Partnerstadt Saint-Claude dominieren. Bei den Texten wird es politischer. Gleich als er seine Facebook-Seite neu eingerichtet hatte, postete Neher am 8. Januar unter dem Eindruck der Übergriffe an Silvester in Köln: „Wer in unser Land als Schutzsuchender kommt und hier für kurze Zeit, oder für immer bleiben will, befindet sich in einer Probezeit, in der eine besondere Bewährung und Anstrengung verlangt wird. Wer dies nicht einhält kann und darf nicht bleiben. Wir haben mit den Bürgerinnen und Bürgern, die sich ebenfalls nicht an die Gesetze und Spielregeln unseres Zusammenlebens halten genug zu tun, und leider gibt es hiervon auch immer noch zuviel.“

Am Todestag des Rottenburger Ehrenbürgers Eugen Bolz, der am 23. Januar 1945 von den Nazis ermordet wurde, schrieb Neher: „Sein Tod und sein klarer Einsatz für die Demokratie sind für uns heute Verpflichtung, unsere demokratische Grundordnung zu verteidigen und Standhaftigkeit gegenüber radikalen Kräften zu zeigen, die unsere Staatsordnung gefährden.“

Vier Tage später war Erster Spatenstich für die Rottenburger Stadtbibliothek, und der OB jubelte knapp: „Ein guter Tag!“ Am 2. Februar versprach Neher als Chef der Stadtverwaltung: „Wir wollen die Jugend besser bei unseren Entscheidungen beteiligen.“ Tags zuvor hatte die Stadtverwaltung mit Schülersprecher(inne)n eine Geschäftsordnung für eine Jugendvertretung ausgearbeitet.

Aktuellstes Thema ist Nehers Absicht, eine städtische Wohnungsbaugesellschaft zu gründen. „Bezahlbarer Wohnraum ist die beste Sozialpolitik“, schreibt er auf Facebook. Dazu stellte er eine Skizze mit Gebäuden auf dem DHL-Gelände, gezeichnet vom Büro Hähnig Gemmeke Architekten. Der OB verwendet also für seinen persönlichen Wahlkampf Unterlagen, die die Stadt Rottenburg beauftragt und bezahlt hat. Neher dazu: „Die Zeichnung ist ein öffentliches Werbemedium, die ist in einer Werbemappe für alle, die sich für das Gelände interessieren.“

Erste Forderungen aus der Bürgerschaft kann Neher schon nachlesen. Evi Schneider schrieb: „Schulen schöner gestalten, das soll heißen das man auch in die Schulen mehr investieren sollte. Die Kreuzerfeld-Sporthalle wurde ja schon mal schön gestaltet, die Hohenberg-Schule sollte einfach mal wieder gestrichen werden. Und nicht einfach nur weiß, sondern dass es denn Schüler Spaß macht, zu lernen.“

„Brunnenstube“-Wirt Ralf Gregorius hat ein Verkehrsthema: „Hallo Herr Neher, mich würde interessieren, wann die Stadtverwaltung Kurzzeitparkplätze im Bereich Eugen-Bolz-Platz ausweist. Für den Einzelhandel, die Gastronomie und überhaupt für die Infrastruktur der Innenstadt ist diese Maßnahme schon längst überfällig!“

Neher will nach Möglichkeit auf öffentliche Einträge antworten. Bisher hielt er sich damit noch zurück. Bis gestern Nachmittag hatte der OB für seine Facebook-Seite 554 Likes, das sind „Gefällt mir“-Drücker. Das reicht noch nicht zur absoluten Mehrheit.

Info Ob die beiden OB-Kandidaten Stephan Neher und Joachim Schneider alle Formvorschriften erfüllt haben, um zur Wahl zugelassen zu werden, entscheidet der Gemeindewahlausschuss am morgigen Donnerstag um 18 Uhr im Rottenburger Rathaus.