Kommentar

Es brodelt, bis einer auspackt

Der Tag , an dem das Sommermärchen das erste dunkle Kapitel bekam, spaltete die Schar der Fußballanhänger nachhaltig. Von „Kann nicht sein“ bis „Wir haben es schon immer gewusst“ reichte die Palette der mehr oder weniger Überraschten.

14.10.2016

Von ARMIN GRASMUCK

Die Dimension der dunklen Machenschaften rund um die Vergabe der WM 2006 an Deutschland vermochten vor einem Jahr höchstens die Intimkenner des globalen Fußballbetriebs zu ermessen.

Schwarzgeld und schwarze Kassen, Bestechung und Bestechlichkeit, undurchsichtige Geldtransfers in Millionenhöhe und Steuerbetrug – im stetigen Takt sind in den vergangenen Monaten von internen wie externen Rechercheuren und Ermittlern die Belege für das unredliche Gebaren im Rahmen der vermeintlichen Festspiele an die Öffentlichkeit befördert worden.

Es spricht Bände, dass bis heute keiner der damals Verantwortlichen bereitwillig und effektiv dazu beigetragen hat, Licht in das Dunkel zu bringen. Da wird gemauert, beschuldigt und angeklagt. Auch fällt es allen Beteiligten unglaublich schwer, sich zu erinnern. Zehn Millionen Schweizer Franken auf dem Konto? Kann sein. Überwiesen auf ein Geheimkonto der Fifa? Möglich. Wofür eigentlich? Keine Ahnung.

Das Thema brodelt, bis einer auspackt. Bis die Hintergründe aufgedeckt und die Hintermänner entlarvt sind. Franz Beckenbauer, der sich gerüchtehalber einer Herzoperation unterziehen musste, wäre an dieser Stelle die schnelle und vollständige Genesung zu wünschen.