Berufswahl

Es gibt ein Leben nach dem Abi

Ausgebuchte Veranstaltung der IHK vor 150 Jugendlichen und Eltern.

02.12.2016

Von dem

328 Ausbildungsberufe und 18 044 Studiengänge – Jugendlichen stehen nach dem Abitur alle Möglichkeiten offen, doch vielen fällt die Entscheidung entsprechend schwer. 83 Prozent der Schülerinnen und Schüler wissen ein Jahr vor dem Abi noch nicht, was sie machen wollen, 30 Prozent brechen ein Studium ab, erklärte Berufe-Coach Gabriele David am Mittwochabend bei einer Veranstaltung der IHK Reutlingen.

Wie stark die Berufswahl Jugendliche und deren Eltern beschäftigt, zeigte sich im Forum der IHK: Mit 150 Gästen war der Abend unter dem Motto „Gibt es ein Leben nach dem Abitur…?“ komplett ausgebucht. Denn, so David, die Entscheidung weist den Weg zu durchschnittlich 37,5 Jahren und damit fast 8000 Tagen Lebensarbeitszeit. Jeder dritte Deutsche sei unzufrieden mit seinem Job, weil er sich fehl am Platz fühle, sagte David. Wer dagegen Spaß am Job habe, setze sich am Arbeitsplatz mehr ein – mit positiven Folgen: „Engagierte Menschen leben gesünder, sind erfolgreicher – und verdienen mehr“, erklärte die Fachfrau für Berufswahl.

Um sich aber im postschulischen Dschungel zurechtzufinden, sollen sich die Jugendlichen folgende Fragen stellen: Was sind meine Stärken, Was kann ich besser als andere? Wie will ich arbeiten? Mit wem will ich zusammenarbeiten? Was muss mein Job haben, dass er zum Traumjob wird? Wie sehe ich mich in der Zukunft? Was würde ich tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde?

Hilfreich könne auch ein Gap-Year sein, also ein Jahr im Ausland, in einem Praktikum oder mit einem Studium auf Probe, erklärte David. Von Work and Travel und Au-Pair über FSJ oder Erntehilfe bis Studium Generale gebe es da viele Möglichkeiten zur Horizonterweiterung oder Selbstfindung. „Aber machen Sie nach Ihrem Abschluss kein Praktikum mehr, das wäre Ausbeutung“, betonte sie.

In einer anschließenden Diskussionsrunde berichteten Jugendliche selbst von ihren Erfahrungen. Sandra Streib, Studentin an der Reutlinger ESB Business School, erinnerte sich an ihre Wahl: „Es war eine schwere Entscheidung. Also habe ich mich hingesetzt und meine Stärken aufgeschrieben.“

Julian Welsch begründete, warum er eine kaufmännische Ausbildung bei der Firma Schwörer Haus begonnen hat: „Nach meinem Freiwilligen Sozialen Jahr habe ich gemerkt: Nur Lernen ist nichts für mich. Meine Ausbildung ist wie ein BWL-Studium, nur praxisnah.“

Christine Stelzle arbeitet nach abgebrochenem Studium und einer Ausbildung heute im Management bei Yves Rocher und war nach dem Abi ein Jahr in Argentinien gewesen: „Ich wusste, dass ich raus will. In dem Jahr habe ich mich richtig kennengelernt.“ Zu ihrem abgebrochenen Studium sagte sie: „Ich habe gemerkt, dass das Studium doch nur zweite Wahl war.“