Eutingen · Corona

Es überwogen Freude und Dankbarkeit

In der Seelsorgeeinheit im Gäu konnten am Wochenende wieder Gottesdienste gefeiert werden, mit verschiedenen Varianten der äußeren Gestaltung, doch Rosen zum Muttertag gab es in allen Kirchen.

13.05.2020

Von Hermann Nesch

Zum Muttertag gab es in jeder Kirche der Gäu-Gemeinde Rosen. Bilder: Hermann Nesch

Zum Muttertag gab es in jeder Kirche der Gäu-Gemeinde Rosen. Bilder: Hermann Nesch

Guten Morgen, schön, dass Du kommst“, begrüßte Kirchengemeinderätin Jutta Schäfer die Kirchenbesucher am vergangenen Sonntag am Schriftenstand des Eingangs zur Weitinger Sankt-Martinus-Kirche. Ohne Handschlag natürlich. Mund und Nase vorschriftsmäßig hinter einem „Mauldäschle“ verdeckt. Sie hatte sich für eine individuelle blauweiß-kleinkarierte Variante entschieden.

Zum in der Regel bekannten Namen erkundigte sie sich noch nach der Telefonnummer zum Eintrag in ihre Besucherliste. Eine Vorschrift, um im Notfall, den keiner sich wünscht, eine mögliche Infizierung nachverfolgen zu können. Nach der Desinfizierung der Hände geleitete ihre Kollegin aus dem Kirchengemeinderat, Bärbel Teufel, Mund und Nase mit Patchworkmuster bedeckt, die Besucher an die weit verteilten und abgemessenen Plätze.

Diese waren in Weitingen nicht nummeriert, sondern durch kleine, mit Blumen, Muscheln und anderen netten Kleinigkeiten gefüllte Teelichterschälchen auf blauen Untersetzern gekennzeichnet. Nummeriert waren die Plätze in Göttelfingen und Rohrdorf dagegen, rot-weiß gekennzeichnet in Eutingen und mit Bodenmarkierungen für den gelenkten „Einbahnverkehr“ versehen. Vorschriftsmäßig machten auch zwei Ordner in jeder Kirche Dienst.

Viel Mühe hatten sich die Verantwortlichen gemacht und Kreativität entwickelt, farbenbunt und vielfältig die Freude darüber zu vermitteln, dass „es wieder losgeht“, so Pfarrer Andreas Gog, der auch die Eucharistiefeiern in Eutingen am Sonntag und in Göttelfingen am Samstagabend gehalten hatte. Den Wortgottesdienst in Rohrdorf hielt Gemeindereferentin Schwester Jelena Sonntag.

Doch von Gottesdienstalltag noch keine Spur: der besagte Abstand, keine Ministranten – lediglich Lektor oder Lektorin – und kein Gemeindegesang. Diesen ersetzten die Organisten und gleichzeitig Kantoristen Andreas Kaiser in Weitingen und Eutingen sowie Johannes Fleischle in Göttelfingen. In Rohrdorf übernahm Gertrud Maier den Kontorendienst zum Orgelspiel von Bernhard Schäfer.

Auch ein Schwatz war möglich

Vor allem Pfarrer Andreas Gog war die Freude und Erleichterung sichtlich anzumerken. Für ihn war es ein merklicher Fortschritt, nachdem er vom Palmsonntag bis Ostermontag die Gottesdienste mit nur wenigen Helfern fast im Alleingang stellvertretend für die ganze Seelsorgeeinheit in der Sankt-Martinus-Kirche in seinem Wohnort Weitingen gefeiert hatte. Die Mitglieder aller vier Kirchengemeinden waren durch 23 großformatige Bilder von verschiedenen Anlässen das Jahr über symbolisch präsent. Bei der Wiedereröffnung überwog neben Freude vor allem Dankbarkeit, wie es Pfarrer Gog ausdrückte, auch wenn der Besuch vorerst noch eingeschränkt bleiben müsse. Sein und Schwester Jelenas Dank galten den Verantwortlichen in Staat, Kirche, Gesellschaft und Gemeinde sowie allen Menschen, die die Schutzmaßnahmen beherzigt sowie durch
ihr Verständnis und ihr angemessenes Verhalten dazu beigetragen haben, die Pandemie einzudämmen.

Sie alle hätten es damit ermöglicht, nach über siebenwöchiger Pause wieder Gottesdienste feiern zu können.

Doch es war auch Muttertag. Als schöne Geste sowie zur Überraschung und Freude aller Kirchenbesucher wurden am Ausgang Rosen und Dankeskärtchen ausgeteilt, und das nicht nur an Mütter. Es sollte, so Pfarrer Andreas Gog, gleichzeitig auch ein Zeichen der Erinnerung an die Gottesmutter Maria, „einer vorbildlichen und starken Frau und Mutter“, verstanden werden, auch weil Frauen und Mütter im kirchlichen Leben eine immer größere Rolle spielen.

Danach durften draußen die Gesichtsmasken wieder abgenommen und in ausreichendem Abstand „endlich wieder“ das gewohnte Schwätzle gehalten werden.

Ob die sonntägliche Küche zu Hause dann „Mauldäschle“ als schwäbische Leibspeise bot? Wohl nicht. Die stehen eher unter der Woche auf dem Speisezettel. Es sei denn der Einfachheit halber, weil das beliebte Muttertagsessen „auswärts“ dieses Jahr ausfallen musste. Denn im Gegensatz zu den Kirchen musste die Gastronomie immer noch geschlossen bleiben.

Zelebriert wurde in allen Kirchen in gebotenem Abstand.

Zelebriert wurde in allen Kirchen in gebotenem Abstand.