Das Essen als App verschicken

Facebook, Whatsapp, Snapchat & Co: Daniel Stumfol klärte besorgte Eltern auf

Daniel Stumfol, Mitarbeiter des Jugendhauses „M“ , ist diplomierter Sozial- und Medienpädagoge. Sein Wissen über soziale Medien gab er am Dienstagabend in der Aula des Mössinger Quenstedt-Gymnasiums an besorgte Eltern weiter.

14.04.2016

Von Claudia Jochen

Daniel Stumfol. Privatbild

Daniel Stumfol. Privatbild

Mössingen. Snapchat heißt die neueste App unter Jugendlichen. Der Mössinger Medienexperte Daniel Stumfol erklärte den 35 anwesenden Eltern, warum gerade diese App so beliebt unter den Heranwachsenden ist. Unterstützung bekam er dabei von den Achtklässlerinnen Hanna und Inessa (beide 14 Jahre alt), die bei einem Medienworkshop im Jugendhaus „M“ einen kleinen Film über die Funktion dieser App gedreht hatten.

Das besondere an Snapchat ist, dass man die versendeten Fotos nur einige Sekunden ansehen kann, nach 24 Stunden verschwinden sie sogar für immer aus dem Äther. Wirklich? Selbstverständlich kann jeder, der die Bilder empfangen und ansehen kann, einen Screenshot davon anfertigen. Wenn ein Mitglied aus der Snapchatliste des Smartphone-Besitzers jedoch einen Screenshot macht, wird der Urheber umgehend darüber informiert und kann also dagegen vorgehen.

Was reizt die Jugend eigentlich daran, Selfies oder Teller mit Essen über eine App an Freunde oder sogar gänzlich Unbekannte in der Freundesliste zu verschicken? „Wir wollen unseren Freunden zeigen, was wir gerade machen, sie sollen das sehen“, meinen die beiden Mädchen. „Pure Langeweile und Selbstdarstellung“, raunt ein Vater in der vierten Sitzreihe, eine Mutter zischelt: „Geh und mach Sport!“ Unverständnis, Kopfschütteln, Fragezeichen über den Köpfen der Eltern.

Die Kinder haben die Eltern abgehängt, und die verstehen oftmals gar nicht, was die Jugend so umtreibt. Und genau da, so der Pädagoge Stumfol, müssten sie ansetzen: „Lassen Sie sich doch einmal von ihrem Kind erklären, was es bei einem PC-Spiel macht, warum es auf Youtube einen Kanal abonniert hat oder warum er lieber chattet als sich real mit Freunden zu treffen.“

Wer dem Nachwuchs Interesse signalisiere, dem würde oftmals gerne und bereitwillig etwas erklärt, so zumindest die Erfahrung Daniel Stumfols aus zahlreichen Seminaren, die der Experte bereits zu diesem Thema mit Jugendlichen durchgeführt hat. Und Stumfol hat auch gute Nachrichten dabei. Laut Statistik steht bei den Zwölf- bis 19-Jährigen auf Platz Nummer eins immer noch: Freunde treffen, danach folgt Sport. PC, Laptop und vor allem das Smartphone haben jedoch vordere Plätze eingenommen, das Schlusslicht bilden kirchliche Aktivitäten.

Selbstverständlich sollten Kinder nicht alles im Internet anschauen dürfen, „wichtiger als jede Jugendschutzsoftware ist der Dialog“, so der Medienexperte. Um die Online-Zeit zu kontrollieren oder zu begrenzen, gebe es Apps („offtime“ oder „screentimelabs.com“), zahlreiche Tipps für Eltern hält die Seite „klicksafe.de“ parat. Es sei nämlich doch häufig so, dass die Jugend täglich zwischen vier bis sieben Stunden mit Smartphone oder PC im Netz surft. „Für Jugendliche ist Kommunikation das wichtigste“, meinte Stumfol, Snapchat sei im Begriff, Whatsapp als Mittel für schnelle Gruppen-Chats abzulösen.

Ungern möchte Stumfol von einer Sucht sprechen, seiner Ansicht nach fesselt das Internet eher, so wie ein spannendes Buch. Jugendliche wollen sich ausprobieren, irgendwo dazugehören, wünschen sich Anerkennung und suchen nach ihrem Status in der Gesellschaft. Bei der Suche nach Orientierung und Sicherheit in der mittlerweile schnelllebigen Welt könnten Eltern ihre Kinder zwar unterstützen, aber ob sie je in die neue Welt durchdringen werden, blieb auch nach diesem Abend fraglich: Viele Eltern hatten das dringende Bedürfnis, sich weiter darüber zu informieren. Daniel Stumfol erklärte sich bereit, im Jugendhaus „M“ mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Daniel Stumfol. Privatbild

Daniel Stumfol. Privatbild