Kriminalität

Festnahme im Nordstetter Tötungsdelikt

 Im Fall des am vorletzten Samstag tot aufgefundenen Michael Riecher  nahm die Polizei einen Tatverdächtigen fest. 

12.11.2018

Von Manuel Fuchs

Am Freitagabend hatten Kriminalbeamte begonnen, das Elternhaus des getöteten Michael Riecher zu durchsuchen (wir berichteten am Donnerstag und Freitag über den Fall). Es steht ebenfalls im Horber Teilort n Nordstetten. Riecher hatte das Haus an eine Familie vermietet. Im Zug ihrer Ermittlungen nahm die Polizei einen 27-Jährigen fest. Er wurde am Samstag auf richterliche Anordnung in Untersuchungshaft überstellt.

Er steht unter dringendem Tatverdacht, schrieben die Staatsanwaltschaft Rottweil und das Polizeipräsidium Tuttlingen in einer gemeinsamen Pressemitteilung am Samstagnachmittag: „Der in Horb wohnende Festgenommene gehört seit über einem Jahr zum näheren Bekanntenkreis des Getöteten und ist syrischer Abstammung.“ Dass er in Riechers Elternhaus wohnte, ist offiziell nicht bestätigt.

Integrierter syrischer Flüchtling

Der Bewohner des Hauses jedenfalls war vor ungefähr drei Jahren nach Deutschland gekommen und wohnte zunächst in der Flüchtlingsunterkunft Ihlinger Straße in Horb. Erst im Spätsommer dieses Jahres zog er in das Nordstetter Haus ein. Bis dahin hatte er schnell die deutsche Sprache gelernt, sich in Horb einen gewissen Bekanntheitsgrad geschaffen, sich engagiert am Gemeinschaftsleben beteiligt und ehrenamtlich die Kleiderkammer sowie andere Veranstaltungen des „Freundeskreis Asyl“ unterstützt. Er hatte auch einen festen Arbeitsplatz.

Nach Auskunft der Polizei dauern die kriminalpolizeilichen Ermittlungen zum Tatmotiv noch an. Auch der Tathergang ist bislang keineswegs vollständig rekonstruiert. Jedoch spricht der Haftbefehl von „Mord“. Folglich haben neue Erkenntnisse den bis Freitagabend von der Polizei verwendeten Begriff „Tötungsdelikt“ abgelöst. Deshalb arbeiten die Polizeibeamte auch in der Wohnung und im Büro des getöteten Michael Riecher weiter daran, alle Spuren zu sichern. „Jetzt geht die Arbeit erst richtig los“, sagte einer der Kriminaltechniker.

Nachbarn hatten Angst

In der Nachbarschaft Riechers wird man die Nachricht von der Festnahme mit Erleichterung aufgenommen haben. Kurz vor der offiziellen Bestätigung der Festnahme fragte ein dort wohnender Vater den Reporter dieser Zeitung nach dem Stand der Dinge: „Wir wohnen hier in der Ecke und haben Angst. Unsere Tochter lassen wir seit drei Tagen nicht mehr zum Spielen raus.“

Spätestens wenn sich der Verdacht gegen den Festgenommenen bestätigt, können die Nachbarn aufatmen. Bereits jetzt lassen sich die Ermittlungsergebnisse interpretieren: Riecher war offenbar kein Zufallsopfer irgendeines willkürlich handelnden Verbrechers, sondern wurde vom späteren Täter gezielt aufgesucht.

Frau warnt vor Vorverurteilung

„Soweit sich nichts gravierend Neues ergibt, werden wir im Lauf der kommenden Woche wieder an die Öffentlichkeit herantreten“, stellte der Tuttlinger Polizeioberkommissar Dieter Popp in Aussicht. Dies sei so mit der Staatsanwaltschaft in Rottweil abgestimmt. Als „gravierend Neues“ kämen beispielsweise ein Geständnis des Beschuldigten in
Betracht – oder aber ein stichhaltiges Alibi für die Tatzeit. Eine Passantin am Elternhaus wies
eindringlich auf die letztgenannte Möglichkeit hin: „Niemanden vorverurteilen!“

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Erstellt:
12.11.2018, 13:08 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 21sec
zuletzt aktualisiert: 12.11.2018, 13:08 Uhr

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