„Wir wollen am Ende schon ganz oben stehen“

Interview mit Tigers-Manager Robert Wintermantel zum Saisonbeginn in der 2. Basketball-Bundesliga

Manager und Geschäftsführer Robert Wintermantel von den Tigers Tübingen spricht im TAGBLATT-Interview über Etappenziele, die finanziellen Unterschiede in der 2. Bundesliga, die Treue der Zuschauer – und mögliche Nachverpflichtungen.

22.09.2018

Von Vincent Meissner

„Wir gehören zur Stadt und dann müssen wir auch im Stadtbild stattfinden“: Robert Wintermantel am Spielfeldrand. Bilder: Ulmer

„Wir gehören zur Stadt und dann müssen wir auch im Stadtbild stattfinden“: Robert Wintermantel am Spielfeldrand. Bilder: Ulmer

TAGBLATT: Herr Wintermantel, lassen Sie uns realistisch sein: Wenn die beiden Leistungsträger Tyler Laser und Reed Timmer nicht verletzungsfrei bleiben, dann war’s das mit den Aufstiegsträumen!

Robert Wintermantel: Na gut, diese Thematik hat man natürlich immer. Wenn den Topspielern was passiert, muss man reagieren. Das ist in der 1. und 2. Liga gleich. Aber ich klopfe jetzt mal auf Holz.

Wie lautet das Saisonziel?

Mir ist extrem wichtig, unseren Fans und Sponsoren, die in den vergangenen Jahren stark gebeutelt wurden, mehr Heimspielsiege zu bieten – und zwar so viele wie möglich. Das ist für mich das größte Ziel. Das würde auch beinhalten, dass wir relativ weit oben stehen. Sportlich gesehen sind die ersten acht oder zehn Teams sehr nah beieinander. Unser Ziel ist es, mit Heimrecht in die Playoffs zu starten, also in die Top 4 reinzukommen. Diese Rolle müssen wir als einziger Absteiger aus der 1. Liga in der Pro A auch annehmen. Und in den Playoffs kann immer viel passieren.

Sie vermeiden konsequent das Wort Aufstieg.

(zögert) Wir wollen am Ende schon ganz oben stehen. Aber wir haben ein komplett neu zusammengestelltes Team und einen jungen Trainer, der erstmals als Headcoach arbeitet. Dem will ich auch nicht zu viel Druck machen. Wir haben erst mal das Etappenziel Playoffs. Und dann sehen wir weiter.

„Wir gehören zur Stadt und dann müssen wir auch im Stadtbild stattfinden“: Robert Wintermantel in der Trainingshalle. Bilder: Ulmer

„Wir gehören zur Stadt und dann müssen wir auch im Stadtbild stattfinden“: Robert Wintermantel in der Trainingshalle. Bilder: Ulmer

Haben Sie noch Geld in der Hinterhand, um auf die Playoffs hin einen großen Spieler nachzuverpflichten?

Wir haben die Möglichkeit, noch jemanden zu bringen. Aber eigentlich wollen wir mit dieser Mannschaft spielen. Natürlich wissen wir, dass wir eventuell hintenraus für die Playoffs noch mal nachlegen müssen. Aber wenn man wie wir mit neun Profis spielt, hat man auch eher mal die Chance, die jüngeren Spieler aus dem eigenen Nachwuchs-Programm zu integrieren. Das ist für mich auch wichtig.

Die Tigers gehen mit einem Etat von etwa 2 Millionen Euro in die Saison. Wie schätzen Sie die finanzielle Situation in der Pro A ein?

Das ist schwer zu sagen, da die meisten Vereine – wie wir auch – keine genauen Zahlen nennen. Aber wir gehören sicher zu den Top 4. Im Vorjahr gab es Crailsheim und Vechta, die 2,5 Millionen Euro plus X hatten. Das gibt’s dieses Jahr nicht. Insofern ist es finanziell ein bisschen enger zusammengerückt und relativ nah beieinander.

Damit ist die Pro A von der Spannung her eigentlich viel reizvoller als die Bundesliga, oder?

Der Unterschied zwischen Erstem und Letztem in der Etat-Tabelle ist deutlich geringer als in der 1. Liga. Bayern und Bamberg hatten letzte Saison einen Jahresetat von mehr als 20 Millionen Euro. Dagegen standen Teams mit 2,5 Millionen Euro. Das ist ein Faktor von fast 10. In der 2. Liga ist dieser Faktor 3, vielleicht 3,5. Also ja, die Liga ist deutlich ausgeglichener.

In einem Interview auf der Tigers-Internetseite haben Sie kürzlich die – Zitat – „ewige Tot-Analysiererei der Gegner“ in der Vergangenheit kritisiert. War das ein Seitenhieb
gegen die Ex-Trainer Tyron McCoy und Mathias Fischer?

Nein, das wird in der 1. Liga einfach flächendeckend gemacht und ich finde, dass man es da auch übertreiben kann. Der Fokus auf sich selbst kommt oft zu kurz. Natürlich muss man den Gegner analysieren und wissen, was die machen. Aber ich frage mich, wie sinnvoll es ist, den Spielern die zehn Spielzüge des Gegners beizubringen, wenn man seine eigene Defensiv-Rotation noch nicht drauf hat.

„Wir gehören zur Stadt und dann müssen wir auch im Stadtbild stattfinden“: Robert Wintermantel als Zuschauer beim Jugendturnier. Bilder: Ulmer

„Wir gehören zur Stadt und dann müssen wir auch im Stadtbild stattfinden“: Robert Wintermantel als Zuschauer beim Jugendturnier. Bilder: Ulmer

Was war vor der kommenden Saison anders bei der Kaderplanung?

Teilweise haben wir mit anderen Spieleragenten zu tun gehabt. Das macht es nicht unbedingt einfacher, weil man auch immer eine Vertrauensbasis aufbauen muss. Und das passiert über einen längeren Zeitraum. Insofern war das ein interessanter Sommer. Wenn ich jetzt Vollzeit-Sportdirektor wäre, dann hätte ich die 2. Liga auch noch mehr analysieren können, weil da viele interessante Spieler gerade auch im deutschen Bereich unterwegs sind. Aber das ist nur bedingt möglich, wenn man hauptsächlich Geschäftsführer ist. Da hat aber das Trainerteam einen tollen Job gemacht.

In der Stadt sieht man viele Tigers-Plakate etwa mit Treue-Bekundungen von Fans. Läuft da eine Marketing-Offensive?

Uns ist es wichtig, auf uns aufmerksam zu machen. Wir gehören zur Stadt und dann müssen wir auch im Stadtbild stattfinden. Wir wollen Präsenz zeigen, und das tun wir vielleicht noch mehr als in den vergangenen Jahren. Warum Sachen nicht besser machen?

Wie nehmen Sie die Stimmung bei Fans, Zuschauern und Sponsoren wahr?

Grundsätzlich positiv. Ich habe viele Gespräche geführt, die in die Richtung gehen: Jetzt können wir mal mehr Spiele gewinnen. Oder: Wir freuen uns drauf. Natürlich ist es aber auch ein bisschen gespannte Ruhe: Wie wird’s in der 2. Liga sein? Wie werden sich die Tigers schlagen?

Wie viele Dauerkarten haben Sie für die neue Saison verkauft?

Wir haben etwa 800 Dauerkarten verkauft, was einen Rückgang von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Wir haben drei Jahre lang zu Hause nicht abgeliefert, deshalb ist das ein super Wert und wir freuen uns, dass uns so viele die Treue halten. Einige warten auch erst mal noch ab. Das kann ich auf gewisse Weise nachvollziehen. Wir sind da in einer Bringschuld. Und das werden wir angehen.

„Wir gehören zur Stadt und dann müssen wir auch im Stadtbild stattfinden“: Robert Wintermantel bei der Saison-Pressekonferenz der Tigers. Bilder: Ulmer

„Wir gehören zur Stadt und dann müssen wir auch im Stadtbild stattfinden“: Robert Wintermantel bei der Saison-Pressekonferenz der Tigers. Bilder: Ulmer

Stadtwerke-Chef Achim Kötzle meinte bei der Teamvorstellung neulich, dass manche Auswärtsspiele so nah sind, dass man sogar mal mit dem Rad hinfahren könnte. Sind Sie da dabei?

(lacht) Bis dahin habe ich mein E-Bike. Von daher ja. Es ist auf jeden Fall schön, dass wir einige Derbys haben.

Wie sieht es im Jahr eins nach dem Rückzug von Walter als Namens-und Hauptsponsor bei der Suche nach einem Nachfolger aus?

Wir haben Gespräche geführt und Konzepte entwickelt. Momentan haben wir, neben den über 100 Sponsoren, mit den Stadtwerken Tübingen, der Walter AG, Zeltwanger und GMG vier Großsponsoren und sind auch sehr glücklich über diese Partnerschaften. Wir wollen zusätzlich strategische Partner finden, die zu uns passen und die unsere Möglichkeiten für Personalmarketing und Networking so für sich nutzen können, dass für alle Beteiligten eine möglichst hohe Wertschöpfung entsteht.

Gibt’s Entwicklungen beim Thema Hallen-Neubau?

Ich hatte ein Gespräch mit Baubürgermeister Cord Soehlke und ich glaube, dass wir gehört werden. Wir sind null fordernd. Wir machen nur darauf aufmerksam, dass der Stadt Tübingen und der Region Neckar-Alb so eine Multifunktionsarena sicherlich guttun würde. Es stehen aktuell viele tolle Bauprojekte an, wie der neugestaltete Busbahnhof, und es wird spannend zu sehen, ob eine Arena in das städtebauliche Gesamtkonzept passen könnte.

Wie sieht es mit den Plänen zum Ausbau der VIP-Galerie in der Paul-Horn-Arena aus?

Das – und auch der angedachte Videowürfel – ist aktuell beides vom Tisch. Wir fokussieren uns jetzt erst mal darauf, dass wir Spiele gewinnen.

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Erstellt:
22.09.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 30sec
zuletzt aktualisiert: 22.09.2018, 01:00 Uhr

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