Futsal

Feuertaufe zum Glück nicht gegen Aserbaidschan

Am kommenden Sonntag tritt erstmals die deutsche Nationalmannschaft in Aktion. Das Team von Trainer Paul Schomann spielt gegen England.

28.10.2016

Von THOMAS GOTTHARDT

So attraktiv wie beim Spiel zwischen Paraguay und Kolumbien soll es auch in Hamburg zugehen.   Foto: afp

So attraktiv wie beim Spiel zwischen Paraguay und Kolumbien soll es auch in Hamburg zugehen. Foto: afp

Ulm/Hamburg. Jetzt weiß auch Paul Schomann, was es heißt, Bundestrainer zu sein: Termine über Termine. Und dabei steht nicht einmal ein großes Turnier vor der Tür, sondern einfach nur ein Spiel. Aber es ist das erste Spiel der deutschen Futsal-Nationalmannschaft überhaupt. Und weil es das erste ist und der Gegner einen Namen haben sollte, fiel die Wahl auf England.

Es hätte theoretisch auch zum Beispiel Aserbaidschan sein können. Das zieht natürlich nicht so wie England. Das ist ein Argument gegen Aserbadischan. Das zweite: Der DFB wollte keine Niederlage im zweistelligen Bereich bei der Premiere riskieren. Die hätte gegen Aserbaidschan gedroht, nicht aber gegen England. „Da rechnen wir uns zumindest was aus“, sagt Paul Schomann.

Ende des vergangenen Jahres hat der deutsche Fußball-Bund beschlossen, eine Nationalmannschaft zu bilden. Am kommenden Sonntag folgt der erste Auftritt in der mit 2800 Zuschauern ausverkauften Inselparkhalle in Hamburg gegen England. Zwei Tage später kommt es ebenfalls in der Hansestadt gleich zum „Rückspiel“.

Vor Schomann und seinem Team liegt ein langer Weg, um international konkurrenzfähig zu werden. Im Uefa-Ranking liegt das Team auf dem 54. Platz von 56 gemeldeten Verbänden. „Wir sind Entwicklungsland“, räumt der Coach ein. Dennoch will der DFB an der Qualifikation zur Europameisterschaft teilnehmen, die 2018 in Slowenien stattfindet. Die DFB-Auswahl muss in der ersten Runde (23. Januar bis 1. Februar) gegen Lettland, Estland, und Armenien spielen. Sollte die DFB-Auswahl die Gruppe C als Erste beenden, folgt vom 2. bis 12. April die Hauptrunde mit 28 Teams. In sieben Vierergruppen wird dann ermittelt, welche zwölf Mannschaften die Europameisterschafts-Endrunde bestreiten.

Futsal, die vom Fußball-Weltverband Fifa offiziell anerkannte Hallen-Fußballvariante, hat in Deutschland noch nicht viele Fans. Es gibt längst noch keinen durchgängigen Ligen-Spielbetrieb wie etwas beim Fußball. In einzelnen Regionen gibt es Regionalligen, die rund drei, vier Monate spielen und aus deren Kreis Mannschaften zur Endrunde um die deutsche Meisterschaft geschickt werden.

Unter dem Dach des württembergischen Fußball-Verbandes gibt es eine einzige Liga im Aktivenbereich: die Futsal-Liga Württemberg, die in der Regel mit sechs bis acht Mannschaften den Meister ausspielt. Weil es viele Spieler gibt, die Futsal und Fußball spielen, ist es unmöglich zu sagen, wie viele Spieler nun reine Futsalspieler sind.

Vom ersten Auftritt der deutsche Mannschaft (ab 14.55 Uhr, live Sport 1) erhofft sich Schomann einen neuen Schwung, was die Entwicklung betrifft. „Wir brauchen in den nächsten Jahren zumindest einen semiprofessionellen Rahmen“, sagt der 65-Jährige. Schließlich soll es mit Futsal bergauf gehen.

Warum das gut wäre, erklärt Schomann auch: Weil es ungeheuer Spaß macht, dieser Disziplin zuzuschauen. Futsal ist schnell, mit vielen Abschlüssen und vielen Zweikämpfen. Es ist auch deshalb schnell, weil die Regeln das Tempo forcieren. Und vor allem für Profis sei es eine gute Gelegenheit, bestimmte Faktoren des modernen Fußballs zu lernen: Handlungsschnelligkeit und kunstvoller Umgang mit dem Ball. „Was man auf kleinem Raum lernt, das geht auch im großen Raum“, ist eine von Schomanns Leitmotiven. Man wird sehen.

Futsal-Bundestrainer: Paul Schomann. Foto: dpa

Futsal-Bundestrainer: Paul Schomann. Foto: dpa