Regisseur

Filmbranche trauert um Joseph Vilsmaier

Sein Name ist untrennbar mit „Herbstmilch" oder "Comedian Harmonists" verbunden. Jetzt ist er 81-jährig gestorben.

13.02.2020

Von Cordula Dieckmann

Joseph Vilsmaier war mit Dana Vávrová verheiratet. Sie starb bereits 2009 mit nur 41 Jahren an Krebs.  Foto: Jörg Carstensen/dpa

Joseph Vilsmaier war mit Dana Vávrová verheiratet. Sie starb bereits 2009 mit nur 41 Jahren an Krebs. Foto: Jörg Carstensen/dpa

München. Mit umständlichen Höflichkeiten wollte sich Joseph Vilsmaier nicht aufhalten. „Ich bin der Sepp“, stellte er sich gerne vor. Herzlich, bodenständig, geradeheraus, voller Energie und mitunter auch mal grantelnd – so kannten und liebten ihn Freunde und Kollegen. Am Dienstag ist der Regisseur und Produzent im Alter von 81 Jahren in München gestorben, zuhause und friedlich, wie seine erwachsenen Töchter Janina, Theresa und Josefina mitteilten.

Seine Kindheit hatte Vilsmaier in Pfarrkirchen in Niederbayern und in München verbracht. Nach der Schule studierte er Klavier am Münchner Konservatorium. Dann kam der Film. 1961 fing er als Materialassistent an, später wurde er Kameramann. Die Freude am Inszenieren entdeckte er erst spät. Zudem gründete er seine eigene Filmproduktion in Grünwald – die Perathon Medien GmbH.

Erst mit fast 50 Jahren gab Vilsmaier sein hochgelobtes Regiedebüt mit „Herbstmilch“ nach den Lebenserinnerungen der Bäuerin Anna Wimschneider, ab 1989 im Kino. In einer Hauptrolle: Seine Ehefrau, die tschechische Sängerin und Schauspielerin Dana Vávrová, die in vielen seiner Filme mitspielte. Als sie 2009 mit nur 41 Jahren an Krebs starb, war er untröstlich.

Nach „Herbstmilch“ folgen viele weitere Werke: Etwa der mit Preisen überhäufte Streifen „Comedian Harmonists“ über das Vokalensemble der Weimarer Republik. Der Kriegsfilm „Stalingrad“ über die verheerende Schlacht in Russland im Winter 1942. Oder der TV-Zweiteiler „Die Gustloff“. Sein größter internationaler Erfolg war die Literaturverfilmung „Schlafes Bruder“ nach einem Roman von Robert Schneider. Das in Österreich spielende Drama wurde sogar für die Golden Globes nominiert. Die deutschen Hoffnungen auf einen Oscar im Jahr 1996 erfüllten sich nicht, dafür gab es den Österreichischen Filmpreis. Auch Niederlagen musste Vilsmaier einstecken, etwa die Kritiken an seinem Bergsteigerdrama „Nanga Parbat“.

Zuletzt hatte der Münchner mit Michael Bully Herbig und Hape Kerkeling gedreht die Komödie „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“, die im November ins Kino kommen soll. Herbig spielt darin den personifizierten Tod, der sich verliebt, Kerkeling ist als Teufel zu sehen. „Joseph, mein lieber Freund, ich werde Dich so sehr vermissen! Dein mitreißendes Lachen, Dein herrliches Schimpfen, Deine einzigartigen Geschichten, Deine schier endlose Energie, Deine Spitzbübigkeit, Dein großes Herz, einfach Alles!“, verabschiedete sich Herbig auf Facebook. Kerkeling ließ eine Nachricht verbreiten: „Lieber Sepp, wir vermissen dich als lieben Freund und aufrichtigen Menschen. Du fehlst uns als genialer Künstler und humoriger Querkopf Wir sind so dankbar, dass wir Teil deiner großen Familie sein durften. Mein Mann und ich sind sehr traurig.“

Vilsmaier hing mit Leib und Seele an seiner Heimat. Ein glühender Liebesbeweis: Der Dokumentarfilm „Bavaria – Traumreise durch Bayern“, der allerdings streckenweise wie ein Image-Film für den Freistaat daherkommt. Besonders am Herzen lag ihm „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ von 2008, Vorläufer des „Boandlkramer“-Films. Franz Xaver Kroetz als Kaspar verführt darin den Tod zu Kartenspiel und Kirschgeist, um noch ein paar Lebensjahre herauszuschinden. Fast 59 Jahre habe er darauf gewartet, den Film zu drehen, sagte Vilsmaier damals. Auch einen Erfolg außerhalb Bayerns hatte er im Blick: „Der bayerische Himmel ist eine Mentalitätssache“, meint er. „Die Menschen sind wortkarg und haben das Herz am rechten Fleck, sie sind manchmal grantig, manchmal nett, die haben alles drauf – daran haben die Leute auch im Norden Gefallen!“

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Erstellt:
13.02.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 42sec
zuletzt aktualisiert: 13.02.2020, 06:00 Uhr

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