2. Liga

Finale im Aufstiegskrimi als große Nervenprobe

Vier Kandidaten, zwei Plätze: Der VfB und Braunschweig haben gute Karten für den direkten Sprung nach oben, dahinter lauern Hannover und Berlin.

28.04.2017

Von WS

Freudensprünge nach dem Stuttgarter 3:1-Siegtreffer am Montagabend gegen Union Berlin: VfB-Trainer Hannes Wolf. Foto: Actionpress

Freudensprünge nach dem Stuttgarter 3:1-Siegtreffer am Montagabend gegen Union Berlin: VfB-Trainer Hannes Wolf. Foto: Actionpress

Stuttgart. Schaffen es Tabellenführer VfB und Hannover 96, also die Bundesliga-Absteiger der vergangenen Saison, oder am Ende vielleicht doch Eintracht Braunschweig und Union Berlin? Der Zweitliga-Endspurt um die beiden direkten Aufstiegsplätze ist vor den letzten vier Spielen noch einen ganzen Tick spannender als vor zwei Jahren.

2015 behauptete der FC Ingolstadt die Tabellenführung nach dem 30. Spieltag, die mit fünf Punkten relativ komfortabel war, bis zum Schluss. Dagegen stürzte der 1. FC Kaiserslautern noch von Rang zwei auf vier ab, stand plötzlich mit leeren Händen da, während Darmstadt 98 auftrumpfte und hinter Ingolstadt ins Ziel kam. Der Karlsruher SC war und blieb Dritter, scheiterte allerdings in der Relegation am Hamburger SV.

Drei Punkte Vorsprung

Vergleichsweise langweilig war es in der letzten Saison: Die Konstellation nach 34 Punktspielen war dieselbe wie nach 30: SC Freiburg vor RB Leipzig und dem 1. FC Nürnberg. Der Club war dann nicht stark genug, um Eintracht Frankfurt aus der Bundesliga zu verdrängen.

Zurück ins Hier und Jetzt: Nach dem 30. Spieltag hat der VfB die besten Karten. Drei Zähler liegt die Mannschaft mit dem roten Brustring vor den punktgleichen Teams aus Braunschweig und Hannover. Für Union Berlin auf dem vierten Tabellenplatz ist mit 54 Punkten ebenfalls noch alles möglich. Denn gerade deshalb war und ist der Aufstiegskrimi so fesselnd, weil jeder der vier Kandidaten schon oft genug Nerven gezeigt hat.

Die Form der Stuttgarter und vor allem die VfB-Offensive sind schon jetzt erstklassig, dennoch warnt Trainer Hannes Wolf seine Profis und das begeisterte Umfeld vor vorschneller Aufstiegseuphorie. Sein Team solle jetzt lieber „normal bleiben“, sagte Wolf nach dem überzeugenden 3:1 im Topspiel am Montag gegen Berlin. Und schob warnend nach: „Wir tun gut daran, uns darauf einzustellen, dass es noch ein ganz heißer Ritt wird.“ Denn es bleiben vier Spiele, die es in sich haben.

„Druck“, sagte VfB-Sportvorstand Jan Schindelmeiser nach bestandener Reifeprüfung gegen Union Berlin, „den gibt es immer. Die entscheidende Frage ist, wie man damit umgeht.“ Mit drei Siegen in Serie haben sich die Stuttgarter stabilisiert. Aber allen ist auch bewusst, was Schindelmeiser so formuliert: „Das 3:1 war ein wichtiger Schritt, aber noch keine Entscheidung.“ Eine ähnlich bequeme Ausgangsposition wie der 1. FC Köln, der 2014 am 30. Spieltag bereits mit acht Punkten Abstand führte und souverän aufstieg, hat der VfB in den fünf Partien mit nur vier Punkten zwischen dem 23. und 27. Spieltag verpasst. Das anspruchsvolle Restprogramm lässt keine weitere Schwächephase zu.

Das liegt auch den treuen Fans am Herzen, die ihre Elf mit Feuereifer unterstützen. Rund 15?000 VfB-Anhänger wollen sich morgen auf den Weg nach Nürnberg machen. Beim Tabellenachten müssen die Stuttgarter um 13 Uhr zum vorletzten Auswärtsspiel ran. Danach geht es jeweils sonntags erst daheim gegen Abstiegskandidat Erzgebirge Aue, dann zu Verfolger Hannover, ehe die Würzburger Kickers am 21. Mai in der VfB-Arena gastieren. Die Mainfranken haben seit der peinlichen Stuttgarter 0:3-Pleite der Hinrunde viel von ihrer Gefährlichkeit verloren und kämpfen nun um den Klassenerhalt.

In sich hat es auch das Saisonfinale der Berliner. Nach der Partie heute gegen den SV Sandhausen geht es nach Braunschweig. Danach kommt der 1. FC Heidenheim, und am letzen Spieltag treten die Köpenicker bei den wiedererstarkten Fürthern an. Trotz der schwachen Leistung in Stuttgart bleibt Trainer Jens Keller angriffslustig: „Wir haben immer noch Tuchfühlung zu Platz drei und zwei. Das wollen wir mit aller Macht zu erreichen probieren.“

Union ist auch der einzige Braunschweiger Gegner auf Augenhöhe. Die anderen drei stehen tief im Keller: 1860 München, Bielefeld und der abgeschlagene Karlsruher SC. Hannover 96 bekommt es nach dem Heimspiel am Sonntag gegen Düsseldorf noch mit drei Vereinen aus Baden-Württemberg zu tun: mit Heidenheim, dem VfB und Sandhausen. Kein gutes Omen?

Einiges spricht dafür, dass Stuttgart und Braunschweig der direkte Sprung nach oben gelingt und Hannover in die Relegation muss. Für den VfB wäre das die Krönung einer Zweitliga-Saison mit Höhen und Tiefen.

Falls es keine bösen Überraschungen mehr gibt.