Von Erschaffung bis Rettung

Firmlinge illuminierten die HeiligGeistKirche und zeigtenBilder zum Nachdenken

Eine illuminierte Menschheitsgeschichte zeigten die Kiebinger Firmlinge 2016 gemeinsam mit Rudolf Hermann am Samstag in der Kiebinger Heilig Geist Kirche. Das Zusammenwirken von Farben, starken Bilder und Musik war beeindruckend.

04.04.2016

Von Werner Bauknecht

Professionelle Lichtinstallationen und Musik schufen in der Kiebinger Kirche eine Atmosphäre, in der idyllische wie bedrückende Bilder eindrucksvoller und aufwühlender wirkten als im Alltag. Die Kiebinger Firmlinge des Jahrgangs 2016 hatten seit Oktober an dem Projekt gearbeitet. Bild: Franke

Professionelle Lichtinstallationen und Musik schufen in der Kiebinger Kirche eine Atmosphäre, in der idyllische wie bedrückende Bilder eindrucksvoller und aufwühlender wirkten als im Alltag. Die Kiebinger Firmlinge des Jahrgangs 2016 hatten seit Oktober an dem Projekt gearbeitet. Bild: Franke

Kiebingen. Vor der Kirche empfing die Besucher ein vier Meter hoher Kegel, der rot beleuchtet war und eine Art Korona, eine Lichtkranz ausstrahlte. Aus dem Kircheninneren drangen dunkle Töne bis auf den Vorplatz. Der Kirchenraum war dunkel, still bis auf die Musik, die etwa 80 Besucher erwartungsvoll ruhig.

Dann ein dunkelblauer Sternenhimmel im Kirchenschiff, die Wand schien zu explodieren. Blitze leuchteten bedrohlich, Donner grollte, und links und rechts auf den Wänden erscheinen Bilder auf von Fischen, Tieren, Landschaften, Wäldern. Ein Zyklus von der Erschaffung einer Welt, ihrer teilweisen Zerstörung und ihrer Rettung durch Hoffnung nahm seinen Lauf.

Erdacht haben sich die Geschichte Rudolf Hermann, Marian Schirmer und acht Firmlinge aus Kiebingen, allesamt Mädchen. Schirmer ist Theologiestudent in Tübingen und hat „so etwas ähnliches“ schon mal in Tübingen gemacht. „Es geht darum, die Kirche auch mal anders wahrzunehmen“, sagt Hermann, „und mit anderen Konzepten kann man auch Jugendliche ansprechen.“

Das Kircheninnere wurde am Samstag an den Wänden und in den Ecken von Bodenstrahlern beleuchtet. Entsprechend der Bilder, die auf die Wand projiziert waren, wechselten die Strahler ihre Farbe. Die Ansichten veränderten sich, weg von blühenden Landschaften und herumtollenden Bärenbabys, hin zu einer anderen Realität: Zu dunkelblauer, wenig gastlicher Beleuchtung sahen die Besucher Bilder, die verstören und zugleich doch unsere tägliche Wahrnehmung bestimmen: Bilder von Explosionen, von Feuer und Rauch. Bilder von Flüchtlingen, die im Matsch waten, von Kindern, die weinen und noch kleinere Kinder tragen. Es sind auch Bilder von Menschen, die ein „Je suis Charlie“-Schild tragen. In den Nachrichten ist so etwas täglich zu sehen, doch in dieser Umgebung wirkten diese Eindrücke bedrückender und aufwühlender. Dazu trug viel die Musik bei, sogenannte „Ambient-Music“, Instrumentalmusik im Stil von Brian Eno. Sie umschmeichelt die Ohren, aber man traut ihr nicht so recht.

Bei grüngefärbtem Schummerlicht wurden nun drei Kerzen auf dem Altar entzündet. Dann tauchten sie auch auf den Bildern an der Wand auf. Revolverhelds „Halt dich an mir fest“ erklang, Elefantenherden rasten Savanne, dazu andere Dschungeltiere, Wasserfälle, blühende Landschaften. Nach den düsteren Bildern zuvor keimte Hoffnung auf. Noch ist nicht alles zu spät, scheinen diese Bilder zu sagen. Und: Euch wurde die Aufgabe gegeben, diese Welt zu retten, nehmt sie an.

Zum Finale war die Wand im Kirchenschiff in eine Farbenorgie aus unterschiedlichen Rottönen getaucht. Wie ein psychedelisches Mosaik sah das aus. Danach Ruhe, Stille, Kontemplation. Zu sich kommen und überlegen, was man gerade erlebt hat. Vier Mal zeigten die Firmlinge ihre Show am Samstag, und manche Besucher blieben sitzen, und schauten sie sich mehrmals an.

Seit Oktober hatten die Firmlinge mit Hermann und Schirmer an dem Projekt gearbeitet. Technische Unterstützung fanden sie bei Lichttechnik Vöhringer, die ihnen bei der Umsetzung der komplexen Elektronik half. „Wir wollten auch zeigen“, so die beiden 14-jährigen Kiebinger Firmlinge Melina und Lena, „wie gut es uns geht im Gegensatz zu vielen anderen Menschen auf der Welt.“