Pulp Fictions kleiner dänischer Bruder.

Flickering Lights

Pulp Fictions kleiner dänischer Bruder.

24.11.2015

Von che

Flickering Lights

Der Film macht sich viele Feinde. Tierfreunde müssen die Hinrichtung erst eines Eichhörnchens und dann einer Herde Kühe aushalten. Kritiker von Gewalt in den Medien werden mit lustvoll inszenierten Massakern und bluttriefenden Prügelorgien bei schlechter Laune gehalten. Alkoholiker, Frauenfeinde, Waffenfanatiker und Rassisten erscheinen als Käuze mit reichlich Sympathiepotenzial.

Dennoch ist "Flickering Lights? allenfalls die Karikatur eines zynischen Films. Dafür bürgt schon die entwaffnende Drolligkeit der vier Gangster, die auf der Flucht in den sonnigen Süden in einem Waldstück in der dänischen Provinz stranden. Für ihren Anführer Torkild ist das der willkommene Anlass, als Restaurantbesitzer endlich in die Ehrbarkeit durchzustarten.

Aus den mentalen und handwerklichen Hürden, die es dabei zu überwinden gilt, zimmert Regisseur Anders Thomas Jensen (Drehbuchautor von "Mifune?) eine aberwitzige Komödie, die romantische Gangtermythen ebenso treffsicher auf die Schippe nimmt wie Männerfreundschaft und die Sehnsucht nach bürgerlichem Leben.

Jensens trickreiches Schwanken zwischen Melancholie und Brutalität, aufreizenden Schocks und befreienden Gags hält uns Zuschauer emotional auf Trab. Am schönsten sind jedoch die elegant eingestreuten Rückblenden, die mit ironisch verspieltem Ernst die Kindheitstraumata der vier Gangster aufbereiten. Nicht nur wegen dieser cleveren Referenz an die Uhrenszene aus "Pulp Fiction? wird man "Flickering Lights? als dessen kleinen dänischen Bruder lieb haben müssen.