Doku-Drama über den 11. September 2001: packend, berührend, ehrlich.

Flug 93

Doku-Drama über den 11. September 2001: packend, berührend, ehrlich.

24.11.2015

Von che

Flug 93

„Let?s roll!? ? Mit diesem fernmündlich überlieferten Schlachtruf stürzten sich die Passagiere des vierten am 11. September 2001 entführten Flugzeugs auf die Hijacker von Al-Kaida. In dem Tohuwabohu zerschellte die Machine auf einem Feld, anstatt wie vermutlich geplant ins Capitol zu rasen. In den USA wurde die mutige Gegenwehr vielfach zum Heldenakt mit großer Symbolkraft im Kampf gegen den Terror stilisiert. Ein Stoff also wie geschaffen für ein Pathos-triefendes Patriotenepos aus Hollywood?

„Flug 93? des Briten Paul Greengrass („Die Bourne Verschwörung?) ist über weite Strecken das Gegenteil davon. Nüchtern und sachlich, fast im Stil eines Doku-Dramas, schildert der nur 15 Millionen Dollar teure Film die letzten 105 Minuten des Todesflugs in Echtzeit: vom Einchecken in Newark bis zur Schwarzblende des Absturzes. Parallel montiert sind unruhige Handkamera-Bilder von den erst gemächlichen, dann immer hektischeren, in jedem Falle aber hilflosen Aktivitäten der Flugsicherung und auf den Militärbasen. Weil Greengrass mehr sorgfältig recherchierten Fakten als Effekten vertraut, mag das zunächst etwas spröde wirken. Doch mit der Wahrhaftigkeit im Rücken gewinnt der Film jede Minute mehr emotionale und auch dramatische Intensität.

Helden braucht es dafür ebensowenig wie Dämonen. Die Kerle von Al-Kaida bleiben trotz ihres mörderischen Wahns Menschen mit entsprechenden Regungen wie Angst und Spurenelementen von Selbstzweifeln. Die Passagiere zeichnet Greengrass ohne charakterlichen Background und psychologische Finessen so, wie man Passagiere gemeinhin wahrnimmt: als den mehr oder weniger sympathischen Typen vom Sitz nebenan. Vor ihrem unter übermenschlichem Druck gefassten Entschluss, das Cockpit zu stürmen, darf man aber ruhig Respekt haben. Da sich ein ausgebildeter Pilot unter ihnen befand, kann von einem Opfer fürs Vaterland allerdings keine Rede sein. Die Leute wollten einfach weiterleben.

Und Hut ab auch vor diesem Film! Ein solche Filigranarbeit hätte man Hollywood beinahe nicht mehr zugetraut.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Salif Kassouba 13.06.200612:00 Uhr

Sensationell- der Film lässt zurecht das Gefühl nachvollziehen, warum der Afghanistan- und Irak-Feldzug der USA geradezu ein moralischer Imperativ war! Hut ab!

Michael 04.06.200612:00 Uhr

Der Film besteht aus einem sehr spannenden Teil im Flugzeug und einem stink langweiligen Teil in diversen Kontrollräumen.

Giggi 01.06.200612:00 Uhr

Langweiliger Film.
Bin fast eingeschlafen.