Weiter mit Buchholz
Französische Filmtage enden mit Preisregen und Zuschauerplus
Ein Film aus Tunesien hat den Wettbewerb der Französischen Filmtage gewonnen, die am Mittwochabend im Tübinger Kino Museum mit der Preisverleihung zu Ende gegangen sind. Bei der Pressekonferenz wurde auf Nachfrage bestätigt: Christopher Buchholz wird auch im kommenden Jahr das Festival leiten.
Die Journalisten-Frage, ob nach fünf Jahren mit Buchholz an der Filmtage-Spitze ein Wechsel diskutiert worden sei, hält Jule Pasche für „außerhalb jeder Realität“: „Wir sind in höchstem Maße zufrieden mit der Arbeit von Buchholz und seinem Team. Das Festival hat durch ihn einen unglaublichen Aufschwung erlebt“, so die zweite Vorsitzende des Trägervereins. Der Vertrag mit dem Festivalchef verlängert sich immer automatisch um ein Jahr, was für 2016 bereits geschehen sei. Wenn die Vereinsmitglieder etwas anderes wünschen, müssten sie das ausdrücklich kund tun – was laut Pasche nicht der Fall gewesen sei.
Buchholz selbst war ebenfalls stolz auf seine fünften Französischen Filmtage: „Zuschauer und Gäste – alle waren glücklich“, so sein Fazit. Ein bisschen konkreter wurde Pressesprecherin Andrea Bachmann: „Die inhaltliche Bandbreite des Filmprogramms war so groß wie lange nicht und bei den Diskussionen haben wir einen Qualitätsschub hingelegt“. Den Einwand, dass wie schon im Vorjahr kein wirklich wichtiger französischer Filmkünstler nach Tübingen gekommen sei, ließen die beiden nicht gelten. „Claire Simon ist eine der bedeutendsten französischen Filmemacherinnen“, glaubt Buchholz – aber das habe sich halt in Deutschland und Tübingen noch nicht herumgesprochen.
Mit der Zuschauerresonanz ging es in diesem Jahr vermutlich aufwärts. Abschließende Zahlen lagen am Mittwoch zwar noch nicht vor, aber im Kino Museum sei die Marke des Vorjahrs bereits am Dienstag überschritten worden, so Bachmann. In der Außenstelle Stuttgart, dem Sorgenkind der letzten Jahre, habe es ein Plus von 25 Prozent gegeben. 2014 waren an allen Spielorten zusammen 12.000 Besucher gezählt worden.
Den mit 5000 Euro dotierten Preis für den besten Nachwuchsfilm vergab die dreiköpfige Fachjury – die Deutsche Gabriele Röthemeyer, der Franzose François Margolin und der Schweizer Laurent Nègre - an die tunesisch-französische Koproduktion „A peine j?ouvre les yeux“. Die junge Regisseurin Leyla Bouzid folgt in ihrem Regie-Debüt den Pfaden einer Teenagerin aus Tunis, die sich im Vorfeld des Arabischen Frühlings nach Freiheit für sich und ihr Land sehnt, dabei aber immer wieder an Grenzen stößt. „Der Film besticht durch eine Kamera, die immer im Dienst der Erzählung bleibt, und einer extrem überzeugenden Schauspielerführung“, heißt es in der Jurybegründung.
Die mit 20000 Euro am höchsten dotierte Filmtage-Auszeichnung, der Verleihförderpreis, ging nach dem Wunsch des abstimmenden Publikums an den französischen Film „Le goût des merveilles“. In der sanften Provinzkomödie macht eine trauernde Witwe eine Bekanntschaft, die ihr Leben verändert. Das Geld fließt dem deutschen Verleih, Neue Visionen, zu, der den Film unter dem Titel „Birnenkuchen mit Lavendel“ im März kommenden Jahres in die hiesigen Kinos bringen wird. Die Berliner kennen sich mit französischem Kino aus: Im Vorjahr haben sie den 3-Millionen-Hit „Monsieur Claude und seine Töchter“ in die Erfolgsspur gebracht.