Plumpe Mediensatire und vulgärlinke Sprüche reichen eben nicht gegen Brutal-TV.

Free Rainer - Dein Fernseher lügt

Plumpe Mediensatire und vulgärlinke Sprüche reichen eben nicht gegen Brutal-TV.

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

Rainer (Moritz Bleibtreu) denkt sich die Shows bei einem besonders niveauarmen Privatsender aus. Das geht nur mit einer ordentlichen Prise Kokain jeden Tag und einem Turbo-Sportwagen für die breiteren der Berliner Straßen. Nach einer unerwarteten Konfrontation mit der attraktiven Pegah (Nachwuchsstar Elsa Sophie Gambard) mutiert Rainer zum unerbittlichen Medienkritiker.

Als eine Art Robin Hood der Quote schart er ein Häuflein Loser um sich, die ihm bald beibringen, dass Zusammenhalten wichtiger ist als noch so viel Geld. Gemeinsam schaffen sie es, die Einschaltquoten quer durch Deutschland so zu verändern, dass Fassbinder ? nein, nicht als Berufsbezeichnung, wie eine der Figuren kalauert ? zu einem unglaublichen Fernseh-Hit wird, und manche Leute der Glotze sogar ganz abschwören. Das ist ein nettes Gedankenspiel, bleibt als Film aber ein bisschen hölzern. Wenn Rainer zur Medien- und Werbekritik ansetzt, ist das so plump, dass man froh ist, dass sich derartige Episoden in Grenzen halten.

Nicht ohne Reiz aber ist, wie Regisseur Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind vorbei?) die „Unterschicht? als benachteiligte und im Fernsehen auch noch erniedrigte „Zielgruppe? mit den „realen? Alkoholikern, Knackis und Langzeitarbeitslosen aus Rainers Quotenkillertruppe kontrastiert. Die faschistoid-glatte Bildsprache des (Privat-)Fernsehens sticht ab gegen die verkruschtelte Optik seiner Provinz-Loser.

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