Tübingen

Freiheit missbraucht

14.03.2018

Von Gebhard Bock, Tübingen

Die Leserbriefkultur im Blättle ist wertvoll und ausbaufähig in Umgangsformen und Toleranz. Sie stellt auch die Frage: Wollt ihr die totale Freiheit? Ersetzte man hier Freiheit durch Krieg änderte dies nicht viel am Ergebnis. Es sei denn, man meint die Freiheit, die nur in totaler Einsamkeit möglich ist.

Ein lehrendes Beispiel: Die Freiheit unter Führung des russischen Präsidenten Jelzin hat seinem Nachfolger Putin ein turbokapitalistisches, korruptes und verkommenes Erbe beschert. Der Mensch ist nicht reif für die absolute Freiheit. Deshalb muss diese durch Regeln in ertragbare Freiheiten zerlegt werden. Wir müssen die Meinung des Anderen aushalten lernen. Jeder hat seine Geschichte, Erfahrungen und Interessen, mit denen er uns näher kommt. Es gilt für Putin wie für Bodenmiller oder Sambeth, für Hundehalter, Spaziergänger und auch Leserbriefschreiber.

Die Meinung des Anderen ist wichtig. Wenn wir uns ihr nicht anschließen wollen, können wir die eigene dagegen setzen. Wer die Andersmeinenden zerstören will, zerstört auch die Dialoge. Er führt Krieg. Regeln werden notwendig, wo die Freiheit missbraucht wird. Wenn Hunde Spaziergänger belästigen, braucht es Regeln. Und wo der Kopp-Verlag hetzerische Schriften verlegt, braucht es einen Bodenmiller, der mit dem Finger darauf zeigt. Solche Schriften können auch verboten werden. Jeder, der Freiheit missbraucht, muss wissen, dass er sie auch gefährdet.

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Erstellt:
14.03.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 40sec
zuletzt aktualisiert: 14.03.2018, 01:00 Uhr

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