Hilfsbereitschaft

Freundliches Gesicht

Ein Erlebnis zur Hilfsbereitschaft von Migranten – an die Adresse von Autor Rainer Hegen.

19.04.2016

Von Uwe Brauner, Tübingen

Möge Herr Hegen sich doch etwas vertrauter machen mit volkswirtschaftlichen Tatsachen, auf dass er das freundliche, menschliche Gesicht Deutschlands nicht weiter mit verbalen Säure-Attacken entstellen muss. Wenn Eingewanderte gut ausgebildet werden und einen ordentlich bezahlten Job bekommen – aber auch nur dann – , so stärkt dies natürlich die Sozialsysteme.

Übrigens haben dankbare Flüchtlinge mir persönlich schon etwas zurückgegeben: Kürzlich geriet ich beim Trampen zweimal in Zeitnot, und es waren nicht meine Landsleute, die mir da jeweils heraushalfen (passt es für sie nicht mehr in unsere Zeit, weil der Ertrag eines guten Gesprächs zu sperrig für einen Autotank ist?). Sondern Dara, der syrische Elektro-Ingenieur, der mir in einer Fülle deutschen Wohllauts zu einem tieferen Verständnis der Nahostpolitik verhalf – bis wir uns direkt vor meinem Reiseziel wiederfanden. Und es war jener Schwarzafrikaner, der mich das faszinierend andere Stimmengeflecht eines Vokalensembles seiner alten Heimat hören ließ.

Meinem Dank dafür, mich aus dem Jammertal der Gas gebenden Heimatsucher zu sich herausgerissen zu haben, empfahl er eine höhere Adresse: „Dank Gott!“ Doch auch die größte Freundlichkeit kuriert nicht jeden von der fremdelnden Perversion seines Fühlens. So reagierte der weniger integrierbare Teil meines Umfelds auf die beschämende Allbruderschaft mit unverwandter Hilflosigkeit: „So weit ist es also schon gekommen (ergänze: dass man sich von Flüchtlingen helfen lassen muss)!“