Eutingen · Raumplanung

Frischluftschneise erhalten

Das Aktionsbündnis „Nachhaltige Entwicklung Flugfeld“ stellte mögliche Auswirkungen eines Gewerbegebiets dar.

23.10.2021

Von NC

Das Aktionsbündnis „Nachhaltige Entwicklung Flugfeld“ informierte im Hangar. Privatbild

Das Aktionsbündnis „Nachhaltige Entwicklung Flugfeld“ informierte im Hangar. Privatbild

Eine weitere Versiegelung der Natur zwischen Baisingen, Eutingen und Ergenzingen verhindern: Das hat sich das Aktionsbündnis „Nachhaltige Entwicklung Flugfeld“ zur Aufgabe gemacht und zu einem Informationstreffen im Flugplatzhangar geladen. Marlene Fischer und Irmgard Kussauer als Vertreterinnen des Aktionsbündnisses begrüßten die interessierten Bürgerinnen und Bürger auch im Namen des Nabu Eutingens und des Flugsportvereins. Historische Fotos an den Wänden des Hangars erinnerten daran, wie die Landschaft im Bereich Flugfeld vor vier bis fünf Jahrzehnten ausgesehen hatte.

Gewerbegebiet könnte entstehen

Anlass des Treffens: Auf dem Flugfeld könnte ein über 70 Hektar großes Interkommunales Gewerbegebiet der Gemeinde Eutingen und der Stadt Rottenburg entstehen.

Durch eine weitere Bebauung des Flugfelds würde nach Einschätzung des Aktionsbündnisses die „bereits jetzt schon unzumutbare Verkehrsbelastung“ von 800 Lastwagen täglich allein vom Postfrachtzentrum für die Bevölkerung erheblich zunehmen.

Das Bündnis möchte dieses Gebiet weiterhin in seinen Funktionen als Frischluftschneise, als Ackerbaufläche, als Rückzugsort für Tiere und Pflanzen, als Wasserspeicher, als Hochwasserschutz bei Starkregen, als Naherholungsgebiet und zum Schutz der Natur erhalten. Eine Präsentation sollte die Nachteile einer Erschließung als Gewerbegebiets demonstrieren. Der massive Artenrückgang weltweit zeige sich auch lokal; allein in den zurückliegenden drei Jahrzehnten sei die Zahl der Insekten um über die Hälfte gesunken, in der Folge sei die Zahl der Vogelarten und der Brutpaare um in 12 Jahren um über 12 Millionen gesunken.

Täglich, so führte das Aktionsbündnis aus, würde in Deutschland 62 Hektar Fläche versiegelt, was die Artenvielfalt weiter gefährde. Dabei wäre deren Erhalt „der Schlüssel zum Überleben auf diesem Planeten“, und Artenschutz fange vor der sprichwörtlichen eigenen Haustür an: „Wir können den eigenen Garten naturnah gestalten und die Flächenversiegelungen minimieren, den eigenen Konsum hinterfragen und uns über eine reale Nachhaltigkeit vor Ort informieren“, regten die Vertreter der Initiative an. Ausbau und Förderung der Lebensräume durch Erhöhung der Artenvielfalt mit Vernetzung von Ökosystemen, Biotopnetzwerk, Blühstreifen, Wildtierkorridoren müssten in das Bewusstsein der Bevölkerung und vor allem der Jugend Eingang finden, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.

Rückgang der Vogelarten

Der Biologe Martin Salcher und der Eutinger Nabu-Vorsitzende Eberhard Kläger gingen im Speziellen auf die Abnahme der Vogelarten auf dem Flugfeld ein. Bei einer Zählung 1998 waren über 140 Vogelarten als Rast- und als Brutvögel erfasst worden; 2018 konnten nur noch etwa 60 Arten gesichtet werden.

Sabine Winklers Film „Kein schöner Land“ verdeutlichte am Beispiel der Region Reutlingen Auswirkungen ungebremsten Wachstums. Nach Einschätzung des Aktionsbündnisses ist „der im Film gezeigte Flächenverbrauch 1:1 auf unsere Region im Oberen Gäu übertragbar“. Die Initiatoren sagten deutlich, dass auf dem Flugfeld noch nichts entschieden sei und sich der Einsatz für den Erhalt der Landschaft lohne.

Zum Artikel

Erstellt:
23.10.2021, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 22sec
zuletzt aktualisiert: 23.10.2021, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!