Tübingen

Gehörschäden

Claudia Leuze, Kreisvorsitzende des Dehoga, übte im TAGBLATT-Interview Kritik am Tübinger Umgang mit dem Tourismus und nannte Verbesserungsmöglichkeiten („Eine Koordinationsstelle fehlt“, 14. September).

19.09.2018

Von Angelika Gürtler, Tübingen

Hallo Frau Leuze,

Sie fordern „vernünftiges Miteinander, Vielfalt und Toleranz“ ein. Im nächsten Satz schon schlagen Sie zu: „Wer sich am Marktplatz (…) wissentlich eine Wohnung kauft und da dann Friedhofsruhe erwartet, sollte sich einfach eine andere Wohnung suchen“. Am Marktplatz wohnen Menschen, für die das gleiche Recht gilt wie für alle anderen auch. Das Recht auf Nachtruhe. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Und die „Friedhofsruhe“ ist ein blödes Werbesprech. Seit wann ist „Rücksicht“ gleichzusetzen mit „Friedhofsruhe“?

Beim „Afro Brazil“ waren die „Vereinzelten“ vor allem Anwohner. Und wer, wenn nicht Anwohner können da mitreden? Die „Phonmessungen“ musste die Stadt in Auftrag geben. Es ergaben sich dabei Spitzenwerte von 100dB (und wohl auch darüber). Der Berufsverband der HNO-Ärzte wertet ab 85 dB: „bereits kurze Lärmeinwirkung kann zu dauerhaften Gehörschäden führen“. Das hat dann auch das Verwaltungsgericht Sigmaringen so gesehen. Und nebenbei: Stuttgart war es dann auch zu laut.

Bei Ihrem ganzen Engagement für noch mehr Touristen, noch mehr Events vergessen Sie, dass das alles die Anwohner aushalten müssen. Wir verdienen mit unseren Nerven Ihren Verdienst und den Ihrer Kollegen. Ich kann verstehen, dass Sie als Unternehmerin am liebsten wollen, dass alle für Sie arbeiten. Unentgeltlich natürlich. Das ist wahrscheinlich Ihr „vernünftiges Miteinander, Vielfalt und Toleranz“. Ich wünsche mir etwas anderes. Nämlich Aushandeln in gegenseitigem Respekt.

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Erstellt:
19.09.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 19.09.2018, 01:00 Uhr

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