Für Frieden

Nachklapp zum Volkstrauertag.

19.11.2016

Von Jens Rüggeberg

Zu Rottenburg titelte das TAGBLATT: „Kein Heldengedenken“. Und in Tübingen versuchte Bürgermeisterin Arbogast, den Volkstrauertag zu „retten“, indem sie ihn umdeutete. Dabei verkannte sie allerdings seinen Charakter. So war die Einführung des Volkstrauertages in der Weimarer Republik keineswegs von Friedenssehnsucht geprägt, sondern von Revanchegedanken und Republikfeindlichkeit. Die Anhänger der Republik und das linke politische Spektrum blieben ihm deshalb fern.

Am Volkstrauertag gilt: Worte sind weniger wichtig als Rituale. Wortbeiträge können zwar neue Deutungen einbringen, aber die Rituale sorgen dafür, dass ältere Deutungen von „Volksgemeinschaft“ und militärische Traditionen weiterhin transportiert werden. So Alexandra Kaiser in ihrer Tübinger Dissertation über den Volkstrauertag (2010). Zu den Tübinger Ritualen gehört übrigens nach wie vor, dass die Stadt unter anderem am 180er-Denkmal Ecke Hegelstraße/Steinlachallee (Motto: „Furchtlos und treu“) einen Kranz niederlegen lässt.

Frau Arbogast behauptete mehrdeutig, „wir“ (wer ist das?) hätten „vor nicht allzu langer Zeit, im ehemaligen Jugoslawien, einen Krieg nicht zu verhindern gewusst.“ Richtig ist: Deutsche Regierungen zündelten dort erst, und später ließen sie Belgrad bombardieren. 2012 hatte Pfarrer Kleinknecht dagegen in seiner Ansprache aktuelle Forderungen der Friedensbewegung vertreten. Die Rede hätte auch auf einem Ostermarsch gehalten werden können. Aber warum dann nicht gleich zum Ostermarsch gehen? Wenn schon für Frieden, dann bitte richtig!

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Erstellt:
19.11.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 39sec
zuletzt aktualisiert: 19.11.2016, 01:00 Uhr

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