Nachbarschaftshilfe

Für mehr Bürgergemeinschaft

45 Starzacher nahmen an zwei Informationsabenden zum Projekt „Zeittausch“ teil. Rund die Hälfte ließ sich gleich als Mitglied registrieren.

25.11.2016

Von Dunja Bernhard

Der Börstinger Alex Vees meldete sich am Mittwoch noch im Bürgerhaus für den Starzacher Zeittausch an. Bild: Bernhard

Der Börstinger Alex Vees meldete sich am Mittwoch noch im Bürgerhaus für den Starzacher Zeittausch an. Bild: Bernhard

Die Zeittauschbörse ging aus dem Gemeindeentwicklungsprojekt Starzach 2025 hervor. Bürger können künftig über eine Internetplattform Dienstleistungen tauschen. Als virtuelles Zahlungsmittel dient der Starzach Taler (das TAGBLATT berichtete).

Es geht dabei um Dienstleistungen, die unter die Rubrik Nachbarschaftshilfe fallen. Denn sie unterliegen nicht dem Steuergesetz. „Komplettangebote wie ein ganzes Dach decken, gehen nicht“, schränkt Projektleiter Andreas Scholz ein. Einzelne Ziegel auszubessern, sei aber möglich. Beim Haarschnitt scheiden sich die Geister. Einige Tauschbörsen lassen Friseurleistungen nicht zu. „Ich würde sagen, es geht“, sagte Scholz. Es dürfe aber kein professionelles Angebot sein. Dann kommt noch die Empfängerseite ins Spiel. „Nicht jeder ist mit dem Ergebnis zufrieden“, weiß er zu berichten.

Angebot und Nachfrage wird auf der Zeittausch-Plattform zur besseren Übersicht in Kategorien wie „Haushalt und Garten“, „Mitfahrgelegenheit“, „Technik“ und „Leihen“ unterteilt. Wer bei der Tauschbörse mitmachen will, muss sich zunächst auf der Onlineplattform registrieren.

Die dort hinterlegten Daten wie Name und Telefonnummer sind nur für Mitglieder einsehbar. Auf einem elektronischen Marktplatz erscheinen Angebote und Gesuche. „Die Kontaktaufnahme sollte telefonisch erfolgen“, sagte Scholz. Dann ließen sich auch gleich die Modalitäten, wie Preis und Termin, aushandeln, wobei kein Geld fließt. Die Starzach Taler sind eine virtuelle Währung, die nicht mit Euro gegengerechnet wird.

Als Richtwert gelten sechs Starzach Taler pro Stunde Dienstleistung und beim Verleih drei Taler für einen Tag. Maximal 300 Starzach Taler dürfen pro Person angespart werden. Aber auch ein Minus ist möglich. Hier liegt die Grenze bei 60 Talern. Beide Grenzen sollen klar machen, dass es sich um eine Tauschbörse, also um geben und nehmen handelt. Von jeder Transaktion gehen fünf Prozent in einen Sozialtopf.

Barrierefreiheit ist den Machern der Tauschbörse ein Anliegen. Deshalb gibt es die Möglichkeit, ohne Internetanschluss daran teilzuhaben: Buchungszettel ausfüllen und an die Verwaltung schicken. Alle Angebote erscheinen online und in einer Marktzeitschrift. Auch im Starzachboten sollen sie veröffentlicht werden.

Damit sich die Mitglieder der Tauschbörse kennenlernen und so Vertrauen aufbauen können, wird es ab Januar 2017 regelmäßige Zeittausch-Treffen geben. Am Zeittausch teilnehmen können Einwohner von Starzach, die über 18 Jahre alt sind.

Die Organisation des Projekts übernimmt zunächst eine Gruppe des Gemeindeentwicklungsprojekt und damit auch die Starzacher Verwaltung. Langfristig ist an einen Verein als Träger gedacht.

„Wir sollten nicht alles dem Staat überlassen, sondern wieder Bürgergemeinschaft werden“, sagte Bürgermeister Thomas Noé. Menschen könnten nicht erwarten, dauerhaft etwas zu bekommen, wenn sie nichts geben.

Die Nachbarschaftshilfe kann laut Scholz heute Strukturen früherer Großfamilien ersetzen. Für Rentner/innen oder Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen können, sind sie eine Möglichkeit, Wertschätzung zu bekommen. Wer nur wenig Geld zur Verfügung hat, kommt so an Dienstleitungen, die sonst unerschwinglich wären. Bezahlt wird mit Talenten.

Zum Artikel

Erstellt:
25.11.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 25sec
zuletzt aktualisiert: 25.11.2016, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!