Film

„Für mich ist ein Traum wahr geworden“

Kinostar Matthias Schweighöfer hat den Sprung nach Hollywood geschafft. In einem US-Actionspektakel, das weltweit auf Netflix läuft, spielt der 40-Jährige einen Tresorknacker und Zombiejäger.

20.05.2021

Von Cornelia Wystrichowski

Matthias Schweighöfer spielt an der Seite von Omari Hardwick. Foto: Clay Enos/Netflix © 2021

Matthias Schweighöfer spielt an der Seite von Omari Hardwick. Foto: Clay Enos/Netflix © 2021

Er steht mit einem Bein in Hollywood: Matthias Schweighöfer spielt eine Hauptrolle im bunten und blutigen US-Actionspektakel „Army of the Dead“, das am 21. Mai weltweit bei Netflix startet. Als ängstlicher Dieb Dieter soll er gemeinsam mit mutigen Abenteurern in Las Vegas einen Millionenraub begehen – ein irrwitziger Plan, denn die Glücksspielstadt ist von Zombies besetzt. Regie führte Zack Snyder, der schon mit Kinostreifen wie „Dawn of the Dead“ oder „300“ für Furore sorgte.

Herr Schweighöfer, haben Sie generell eine Ader für paranormale Phänomene?

Matthias Schweighöfer: Ich bin total offen für alles. Mit Sternzeichen, Aszendent, Mond und allem Pipapo könnte ich mich stundenlang beschäftigen, ich liebe es. Ich war zum Beispiel mit Regisseur Zack Snyder und seiner Frau in Pasadena essen, dann kamen noch meine Produzentenpartner dazu, und irgendwann haben wir gemerkt: Wir sind alle Sternzeichen Fische. Das fanden wir lustig.

Was zeichnet Fische denn aus?

Sie sind sehr enthusiastisch – aber sie können auch sehr schnell wegschwimmen (lacht).

Las Vegas ist in dem Film in der Hand der Untoten – Sie spielen einen Dieb, der in der Stadt einen Tresor knacken soll. Wie waren die Dreharbeiten für dieses Mammutprojekt?

Es war wirklich ein Traum, der da für mich wahr geworden ist, eine megatolle Erfahrung. Zack Snyder ist einer meiner absoluten Lieblingsregisseure, und ich war überglücklich. Es gab ja auch ein riesiges Budget. Das Hauptset Las Vegas und diese Mauer aus Containern um die Stadt wurde wirklich gebaut. Wir haben uns wie auf einer Bühne bewegt – auf der einen Seite die Welt der Zombies, auf der anderen die der Menschen. Man hat das alles entdeckt, wenn man da durchgelaufen ist: verbrannte Autos, verkohlte Zombies, eingestürzte Häuser. Ich dachte jeden Tag: Wie krass ist das denn, was geht denn hier ab? Es war wunderschön, total fantasievoll.

Erklären Sie doch mal jemandem, der kein Horrorfan ist, was das Tolle an Zombiefilmen ist.

Der Reiz an dem Genre ist, dass man für zwei, zweieinhalb Stunden sagen kann: Ich hab jetzt einen kompletten Realitätsverlust und kann in eine andere Welt springen. Gerade in dieser absurden Zeit, in der wir gerade leben, sagen zu können: Hey, ich kann mal kurz in den Urlaub fahren, während ich auf den Bildschirm gucke, und muss mich nicht mit den Themen beschäftigen, die da draußen abgehen – das liebe ich an dem Genre.

Welchen Einfluss hatte Corona auf die Dreharbeiten?

Wir waren eigentlich schon fertig, als die Pandemie anfing. Aber als ich anschließend in Prag das Prequel zu dem Film gedreht habe, „Army of Thieves“, da waren wir natürlich voll drin, auf dem absoluten Zenit der Pandemie. Aber ich beschwere mich nicht, denn ich durfte an einem behüteten Set arbeiten.

Was sagen Sie zur Kampagne #allesdichtmachen, mit der einige Ihrer Kollegen die Maßnahmen der Bundesregierung kritisiert haben?

Die Leute sollen ihre Meinung äußern – aber das Wie ist eine andere Sache. Aber wie gesagt, es ist eine Wahnsinnszeit, es ist alles total schwierig. Ich hoffe, dass unsere Regierung alles richtig macht, und vor allem, dass Menschenleben gerettet werden. Das steht an erster Stelle.

Haben Sie für die Rolle als Tresorknacker geübt?

Das Safe Cracking an sich lässt sich natürlich optisch schwer übersetzen. Du fasst so einen drehbaren Knopf an und musst dann was hören oder was fühlen – aber ich habe mich damit beschäftigt und auch geübt. Das ist als Dieter mein Job (lacht).

Wenn Dieter den Tresor öffnet, erklingt Musik von Opernkomponist Richard Wagner. Hören Sie sowas auch privat?

Zu Wagner habe ich ehrlich gesagt keine große Affinität, das ist mir manchmal ein bisschen zu pompös. Ich höre generell nicht so viel Popmusik, aber ich höre auch nicht so viel Klassik. Aber im Prequel „Army of Thieves“ spielt die Musik von Wagner sogar eine noch größere Rolle, und es war schön, sich dafür damit zu beschäftigen.

„Army of Thieves“ erzählt die Vorgeschichte von Tresorknacker Dieter, Sie führen auch Regie. Wie kam es, dass Zack Snyder Ihnen gleich diese Verantwortung übertragen hat?

Er hat „You Are Wanted“ gesehen, eine Serie, die ich für Amazon gedreht habe und die in der deutschen Presse ganz schön zerrissen wurde. Aber Zack hat es gesehen und gesagt: „Hey, ich sehe was du kannst, deshalb würde ich dir das gerne anbieten“ – und darüber habe ich mich sehr gefreut.

Nehmen Sie sich Kritiken denn sehr zu Herzen?

Klar, ich nehme Kritiken ernst, das gehört ja auch dazu, es ist wichtig für meine Arbeit. Wenn ich nur Ja-Sager um mich herum habe, bringt mich das nicht weiter.

Sind Sie jetzt unser Mann in Hollywood?

Als unseren Mann in Hollywood sehe ich mich nicht. Aber wer weiß, was die nächsten Jahre passiert und wo ich arbeiten kann. Ich finde es schön, dass sich die Märkte jetzt öffnen, dass wir aus Europa heraus, aus Deutschland heraus, viel internationaler arbeiten können. Es ist toll, auch mit anderen Kollegen aus anderen Ländern spielen zu können. Jetzt zum Beispiel drehe ich gerade einen ganz tollen Film in London, „The Swimmers“, eine fantastische Geschichte über zwei aus Syrien geflüchtete Schwestern. Und obwohl es gerade so eine krasse Zeit ist, macht mir mein Job total viel Spaß.

Zur Person

Matthias Schweighöfer kam 1981 in der Kleinstadt Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) als Sohn eines Schauspielerpaares zur Welt und stand schon früh vor der Kamera. Seinen Durchbruch hatte er mit der Kinokomödie „Soloalbum“ (2003), seitdem war er in zahlreichen Filmen wie „Keinohrhasen“ zu sehen. Schweighöfer führt auch Regie, etwa bei der Streamingserie „You Are Wanted“.

Auch als Musiker ist der 40-Jährige erfolgreich: Sein aktuelles Album „Hobby“ schaffte es in die Charts. Schweighöfer ist mit der Schauspielerin Ruby O. Fee liiert, er hat zwei Kinder aus einer früheren Beziehung und lebt in Brandenburg. - ski

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Erstellt:
20.05.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 02sec
zuletzt aktualisiert: 20.05.2021, 06:00 Uhr

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