Doping-Diskussion

Gabius sieht "nur Stümper am Werk"

Arne Gabius ist deutscher Marathon-Rekordhalter, "Leichtathlet des Jahres" 2015 und approbierter Arzt. Zur Doping-Diskussion hat er viel zu sagen.

14.04.2016

Von DPA

Ein Mann klarer Worte: Ausdauer- sportler Arne Gabius. Foto: dpa

Ein Mann klarer Worte: Ausdauer- sportler Arne Gabius. Foto: dpa

Stuttgart. Bei einem Wettkampf in Paderborn rannte Deutschlands bester Marathonläufer kürzlich durch ein Wohngebiet, wo ein Mann am Zaun ihm hinterherrief: "Die Dopingprobe will ich erst mal abwarten." Arne Gabius kann ihm das Misstrauen nicht mal verübeln angesichts der Skandale in der Leichtathletik. Was den 35-Jährigen viel mehr ärgert: Wie der Anti-Doping-Kampf - gerade auch in Deutschland - geführt wird.

"Irgendwie habe ich manchmal das Gefühl, dass da nur Stümper am Werk sind." Und Gabius prophezeit, dass der Fußball noch groß in die Schlagzeilen geraten wird. "Leistung", erklärte der Langstreckenläufer vor seinem Start beim London-Marathon am 24. April, "wird nicht mehr so richtig wahrgenommen. Viele sagen: Gute Leistung kann man nur mit Doping zeigen. Das stimmt ja nicht, weil das Talent ganz wichtig ist. Und dann natürlich der Fleiß - über Jahre. Das ist das Problem: Dass die Leute die Arbeit dahinter nicht mehr würdigen", sagte Gabius, der in einer Trainingswoche weit über 200 Kilometer abspult.

Die Leichtathletik hatte schon immer ein Dopingproblem. Der internationale Ausschluss für die Russen, die Debatten um die Glaubwürdigkeit der kenianischen Ausdauer-Asse und auch die Korruptionsfälle im Weltverband IAAF haben die olympische Kernsportart nun in seine tiefste Krise gestürzt.

Dass die Deutschen dabei mit dem Finger gerne auf andere zeigen, ärgert Gabius. Bei der WM 2015 in Peking seien deswegen viele Teilnehmer aus anderen Ländern nur noch sauer gewesen auf die Vertreter des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). "Dass die Deutschen sagen: Alle sind voll, nur wir nicht, wir sind die saubersten Athleten überhaupt, dass man sich auf ein Podest stellt, das geht gar nicht. Wir sollten erstmal unsere Hausaufgaben machen."

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Erstellt:
14.04.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 52sec
zuletzt aktualisiert: 14.04.2016, 06:00 Uhr

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