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Ganz Sulz trauert um den „Koppa-Mäx“

Das Sulzer Original Wolfgang Dieter Kopp ist am 6. September 2019 im Alter von 82 Jahren im Oberndorfer Krankenhaus gestorben.

11.09.2019

Von Willy Bernhardt

Wolfgang Dieter Kopp. Archivbild: kpd

Wolfgang Dieter Kopp. Archivbild: kpd

In Sulz kannte ihn jeder, was nicht nur daran lag, dass seine Eltern Max und Frida Kopp, eine geborene Schmelzle, waschechte Sulzer waren. Bei „Koppa-Mäx“ lag der Fall etwas anders und er kam quasi über einen Umweg in die Stadt seiner Eltern, der er dann zeitlebens auch die Treue hielt. Treu war er auch dem Sulzer Angel- und Naturschutzverein, den er nach über 20 aktiven Jahren hochdekoriert verließ.

Ähnlich verhielt es sich mit seiner Leidenschaft für die Narretei: Bei der Sulzer Narrenzunft zählte er ebenfalls über viele Jahre hinweg zu den Machern und erfuhr dort fast alle zu vergebenden Ehrungen. In Erinnerung bleiben wird er vielen Sulzern wahrscheinlich auch wegen seiner handwerklichen Fähigkeiten als gelernter Metzger und vor allem als immer freundlicher Zeitgenosse, der für jeden ein offenes Ohr hatte und mit guten Freunden stets die Geselligkeit pflegte. Gerade im schmucken Anglerheim direkt am Neckar genoss er Legenden-Status und viele kamen auch extra dort hin, weil sie dort den „Koppa-Mäx“ live erleben und seine kredenzten Köstlichkeiten genießen durften.

Gesellig und kameradschaftlich

Wie sehr Wolfgang Dieter Kopp in Sulz geschätzt wurde, verdeutlicht wohl am besten dieses Beispiel. Insbesondere nach dem Tod seiner zweiten Frau Angelika vor fünf Jahren ging es ihm gesundheitlich nicht mehr besonders gut.

Doch bis zuletzt standen ihm gute Sulzer Freunde zur Seite und holten ihn in der Brühlstraße – in welcher er bis kurz vor seinem Tod am letzten Freitag gelebt und sich außerordentlich wohlgefühlt hatte – zu kleinen Ausflügen in die Nachbarschaft, für Besuche an bestimmten Stammtischen in der Stadt oder auch ganz einfach, um ihn zum Einkaufen zu begleiten. Freunde erinnern sich gerne daran, wie wohl sie sich gefühlt haben, wenn sie beim so geselligen und kameradschaftlichen „Koppa-Mäx“ eingeladen waren. Der Verstorbene war maßgeblich an der Ansiedlung der Firma Metallveredelung Sulz beteiligt. So lernte das Sulzer Original vor vielen Jahren im Urlaub am Bodensee den Seniorchef Bodo Landendörfer kennen und machte ihm den Standort Sulz schmackhaft.

Später sagte der aktuelle Firmenchef Hans-Jörg Haible schwärmerisch bei einem Firmenbesuch: „Bei uns wurde nicht nur der Kühlergrill eines Rolls-Royce veredelt, sondern es gibt in ganz Europa kein Auto, für welches nicht irgendwelche Teile in Sulz durch die Anlagen der Metallveredelungsfirma gehen.“

Innerhalb von 20 Jahren haben die Firmengründer Hans-Jörg Haible und Bodo Landendörfer den Betrieb von anfangs vier auf später dann 150 Beschäftigte gesteigert. 2200 Kunden wurden versorgt und 140 000 Produkte veredelt. Wenn man so will, auch dank des Charmes von „Koppa-Mäx“, seinerzeit im Urlaub am Bodensee.

Kopp erblickte am 29. August im Stuttgarter Marienhospital, in dem er dann auch getauft wurde, das Licht der Welt. Seine Mutter Frida war eine geborene Schmelzle aus Sulz, sein Vater Max verhungerte in russischer Kriegsgefangenschaft im Dezember 1945. Wolfgang Dieter Kopp hat noch seine Schwester Rottraud und seinen Bruder Herwart. Letzterer ist in Sulz insbesondere durch sein Jahrzehnte langes kommunalpolitisches Engagement für die CDU bekannt. Der „Koppa-Mäx“ war zweimal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe gingen sechs Kinder und inzwischen auch viele Enkel und Urenkel hervor. Später ehelichte er dann seine zweite Frau Angelika Hauer aus Hinter-Wittichen im Landkreis Rottweil. Angehörige erzählen, dass er deren Tod vor fünf Jahren nicht überwunden habe.

Kinderlandverschickung

Seinen Schulanfang erlebte er in Bad Cannstatt. Wegen der vielen Fliegerangriffe auf Stuttgart sollte er zur Schule auf die Schwäbische Alb, was seinerzeit auch „Kinderlandverschickung“ hieß. Die Kopp-Familie konnte dies jedoch durch eine Evakuierung zur Tante nach Haiterbach von 1943 bis 1944 verhindern. Danach und bis zum 1. Februar 1945 ging es dann weiter zu einer anderen Tante nach Gottenheim bei Freiburg. Im Frühjahr 1945 zog die Familie von dort nach Sulz. Der „Koppa-Mäx“ ohne Vater aufwuchs, musste er als ältestes der Kinder schnell erwachsen und selbständig werde. Die Evangelische Konfirmation erfuhr er in Sulz.

Zur Schule ging er in Stuttgart, Gottenhein und Sulz. Mit 14 Jahren erlernte er in Stuttgart, wie schon sein Vater und Großvater, den Metzgerberuf „unter erschwerten Bedingungen“, wie sein Bruder Herwart der SÜDWEST PRESSE erzählt. Später absolvierte er auch die Meisterprüfung im Metzgerhandwerk erfolgreich. „Der Beruf war seine Berufung. Metzger war sein Leben, auch als Hausmetzger“, erinnert sich Herwart.

Einige Jahre war Kopp selbständiger Metzgermeister auf dem Kniebis und hernach Wirt im später abgebrannten „Bären“ in Schiltach. Von dort wechselte er in die Steebwerke nach Sulz und war dort über viele Jahre hinweg „Kantine-Wirt“. Er versorgte dort die Belegschaft mit Vespern, Getränken und Mittagessen. Anschließend arbeitet er als Verwalter und Hausmeister bei der Firma Jennert in Sulz, der er bis zuletzt eng verbunden blieb.

Bis zuletzt geistig topfit

In den letzten Tagen vor seinem Tod habe er wohl schon „innerlich Abschied vom Leben genommen“, meint sein Bruder Herwart und erzählt, dass der „Koppa-Mäx“, dessen Markenzeichen sein unverwechselbarer Schnauzbart war, noch ein letztes Mal die Pferderennbahn in Baden-Baden und auch seine verstorbene zweite Frau „Geli“ auf einem Friedwald im Landkreis Rottweil besuchen wollte. Dort, wo auch er im engsten Familienkreis beerdigt werden wird. Den altersgerechten Umbau seiner Wohnung konnte er nur noch wenige Tage nutzen.

„Er hat die letzte Handwerkerrechnung noch gleich selbst bezahlt und war geistig bis ganz zum Schluss total fit“, sagt Herwart Kopp. Mit ihm und seiner Schwester Rottraud trauern die Kinder und Enkel um ihren „Koppa-Mäx“. Und sicherlich auch viele Sulzer.

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Erstellt:
11.09.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 49sec
zuletzt aktualisiert: 11.09.2019, 01:00 Uhr

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