Insolvenzmasse

Gebot von Unbekannt – aber noch kein Zuschlag fürs Delicasa

Für das Mössinger Handelszentrum gibt es jetzt einen Bieter. Über den Verkauf entschieden ist aber noch nicht.

06.10.2016

Von Amancay Kappeller

Wenige interessieren sich für die Delicasa-Immobilie.  Archivbild: Franke

Wenige interessieren sich für die Delicasa-Immobilie. Archivbild: Franke

Ein Gebot gibt es immerhin – doch wer genau da bot, woher er kommt und welche Interessen er mit dem Mössinger Handelszentrum „Delicasa“ verfolgt, blieb beim gestrigen Zwangsversteigerungs-Termin in Tübingen im Dunklen. Bereits im Februar sollte die Pleite-Mall mit ihrer Fläche von rund 5000 Quadratmetern unter den Hammer kommen. Trotz mehrerer Interessenten wurde damals allerdings kein Gebot abgegeben – und das Verfahren zunächst eingestellt.

Die BAG Bankaktiengesellschaft betreibt das Verfahren als Gläubigerin. Nötig wurde es, als der verstorbene Mössinger Unternehmer Wilhelm Neth, der das Delicasa bauen ließ, einen völlig überschuldeten Nachlass hinterließ, den seine Erben ausschlugen. Kern des Pleite-Konglomerats war die wirtschaftlich schwer vermittelbare „Delicasa“-Immobilie.

Am gestrigen Mittwoch war es nun erneut so weit: Im Wege der Zwangsvollstreckung sollte die 2004 erbaute Immobilie mit insgesamt 15 Gewerbeeinheiten öffentlich versteigert werden. Rund 50 Interessierte drängten sich schon früh im Sitzungssaal des Tübinger Vollstreckungsgerichts am Schulberg – etwa die Hälfte davon waren allerdings interessierte Jura-Studenten.

Den Verkehrswert des Delicasa beziffert Rechtspflegerin Gabriele Turban auf 4,7 Millionen Euro. Die bestellte Herrin über das gestrige Verfahren erläuterte, dass ein Zuschlag von Amts wegen versagt werden könne, wenn das Höchstgebot unterhalb der Hälfte dieses Verkehrswerts liege. Liegt es unter 70 Prozent, hat der betreibende Gläubiger die Möglichkeit, das Versagen eines Zuschlags zu beantragen.

Um 10.26 Uhr eröffnete Turban die Bietrunde, für die 30 Minuten vorgesehen waren. Nachdem kein Gebot kam, erläuterte Turban weitere Details: Etwa, dass für ein Gebot Sicherheit verlangt werden könne, die 10 Prozent des Verkehrswertes beträgt. „Möchte jemand ein Gebot abgeben?“, fragte die Rechtspflegerin zwischendurch mehrfach.

Der erschienene Vertreter der BAG Bank, der namentlich nicht in der Zeitung genannt werden möchte, bot irgendwann an, „Fragen zu Preisvorstellungen oder Sicherheitsleistungen“ auch vor der Tür unter vier Augen zu beantworten. Mehrere Interessenten nahmen das Angebot sogar in Anspruch.

Am Ende bot aber nur ein Anwesender (der sich gestern bis Redaktionsschluss ebenfalls nicht offen für Presseauskünfte zeigte): 3,225 Millionen Euro wollte der Geschäftsmann zahlen – um 10.55 Uhr, kurz vor Ablauf der Bietzeit. Gabriele Turban nahm Name und Adresse des Unbekannten auf und verkündete den Schluss der Sitzung: „3 Millionen 225 000 Euro zum Dritten – das ist das Meistgebot, die Versteigerung ist durch.“

Auf Antrag der BAG Bankaktiengesellschaft wurde der Zuschlag nicht sofort erteilt, sondern zunächst ausgesetzt. Über die Hintergründe der Aussetzung könne sie nichts Näheres sagen, erklärte Gabriele Turban auf TAGBLATT-Nachfrage: „Der Gläubiger hat das in der Hand.“ Von der BAG war zu dem Thema bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen. Der Verkündungstermin wurde für Mittwoch, 12. Oktober um 10.30 Uhr anberaumt.