Gefährlicher Stachel

20.10.2016

Von Gebhard Bock

Wäre es nicht tragisch, könnte es komisch sein. Enkelbetrüger sollen weder als Polen noch als Romas bezeichnet werden. Schon nach den Ereignissen in der Kölner Silvesternacht haben Behörden vorauseilend, vermeintlich an die Erwartungen der Politiker angepasste Berichte abgegeben.

Hat die Wahrheit ihren Wert verloren? Berichte, die die ausländische Herkunft der Straftäter verschleiern, sind Unfug, eine Entmündigung und versuchte Manipulation. Vor allem führen sie zu unheilsamen Spekulationen. Übergriffe sind, wenn sie auf kulturelle Unvereinbarkeiten zurückgeführt werden können, ein Problem der Gemeinschaft und dürfen nicht der Aufarbeitung entzogen werden. Genauigkeit ist sinnvoll. Dann ist der Roma aus Polen ein armer Teufel, der weder bei uns, noch in Polen auf Integration hoffen darf oder will.

Die Wahrheit muss unantastbar bleiben. Nur so erkennen wir unsere eigene Verantwortung. In jedem Land und jedem Volk gibt es Kriminelle. Wir wissen auch, dass seelische und materielle Not Straftaten begünstigen. Da ist es hilfreicher Hintergründe darzustellen. Dann kann sich jeder ein Bild von dieser Welt machen und Verständnis entwickeln. Das zeigt unsere Verantwortung auf. Vor allem wird dem untergründigen Populismus ein gefährlicher Stachel genommen.