Tübingen · Beleidigung

Gefälschter Absender: Karte an Palmer wird Fall für Polizei

Boris Palmer bekam eine Postkarte ins Rathaus geschickt. Darin wird er massiv beleidigt. Doch offenbar wurde die Karte gefälscht und mit einem falschen Absender versehen.

18.02.2020

Von Moritz Hagemann

Die Karte, die an OB Palmer geschickt wurde. Bild: Boris Palmer / Facebook

Die Karte, die an OB Palmer geschickt wurde. Bild: Boris Palmer / Facebook

Am Montag erhielt Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer eine Postkarte voller Hasstiraden. „Dir müßte man die Eier abschneiden. Wenn du welche hättest“, heißt es darin etwa. Der OB postete die Karte umgehend auf seinem Facebook-Account – als „ein Beispiel für eine Verrohung, die leider Alltag geworden ist“.

Als Absender war auf der Karte jedenfalls Andreas Goerke aus Bad Kissingen vermerkt. Der meldete sich bei Palmer, weil er „durch Zufall“ erfahren habe, dass die Postkarte in seinem Namen abgesetzt wurde. Er sei schockiert über die Formulierungen auf der Postkarte, schrieb Goerke an Palmer. Und weiter: „Ich habe Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet.“ Palmer kündigte ebenfalls rechtliche Schritte an.

Demnach hätten mehrere Personen eine solche Postkarte erhalten. Hintergrund: Goerke ist Vorsitzender des Bündnisses „Fulda stellt sich quer“, das gegen den Rechtsextremismus kämpft. Deshalb, so schrieb Goerke, stehe er im Fokus der rechtsextremen Szene: „Meine Familie und ich haben viel Terror von der rechten Szene erfahren.“ Nachzulesen ist das alles auf Palmers Facebook-Seite, der die Nachricht ohne Überprüfung des Absenders veröffentlichte. Hätte er jedoch Goerke und Bad Kissingen gegoogelt, so wäre das Tübinger Stadtoberhaupt vor allem auf Informationen gestoßen, die sich zu Goerkes einstigem Engagement als Manager des Eishockey-Klubs EC Bad Kissingen beziehen.

Gewerkschaftssekretär Goerke geriet bereits 2017 in die Schlagzeilen: Da rief ein Mann von einer Telefonzelle aus bei der Polizei an, gab sich als Goerke aus und behauptete, er habe gerade seine Frau erschossen. Es folgte ein großer Polizeieinsatz, obwohl die Geschichte frei erfunden war. Als Täter konnte der ehemalige Vorsitzende der hessischen AfD-Jugendorganisation vor Gericht gebracht werden. Der Prozess erregte in der Region Fulda viel Aufmerksamkeit. Der Täter bekam sechs Monate auf Bewährung.

Palmer selbst sagte dem TAGBLATT, er habe ständig solche Post: „Meistens werfe ich das weg. Oder lösche es.“ Oder - im Falle von Facebook - blockiere er die Absender. „Ungewöhnlich ist die Fälschung des Absenders, denn eigentlich kann der Absender ja nicht damit rechnen, dass irgendjemand davon Kenntnis erhält“, so der OB.

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Erstellt:
18.02.2020, 10:07 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 03sec
zuletzt aktualisiert: 18.02.2020, 10:07 Uhr

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