Tübingen

Gegen Glückssucher

Zum Bericht über Flüchtlingsschiffe in der Rottenburger Post („Hilfe ist nur noch eingeschränkt möglich“ vom 7. Juni).

17.06.2019

Von Uwe Brauner, Tübingen

50 Menschen ertranken mit einem Schlauchboot, weil niemand kam. Eine Tragödie von vielen. Doch wer mit der grellen Beleuchtung dieses einen Falls die tröstliche Gesamttendenz verdunkelt, blendet sein Publikum: zur selben Zeit rettete die Einsatz-Blockade von Mittelmeer-Anrainerstaaten gegen private Seenotretter 5000 Menschen, indem sie diese vor der Ermutigung jener bewahrte, Wüste und Meer zu durchqueren. Sie kommen in aller Regel aus Zentralafrika, teils aus stabilen Ländern. Nur wenige fliehen vor Krieg, fast alle folgen den Flötentönen, die ein gutes Leben in
Europa verheißen. Wie das italienische Innenministerium bestätigte, waren 2016 nur 5 Prozent der Ankömmlinge auf Lampedusa Flüchtlinge im Sinne des Völkerrechts.

Indem die libysche Küstenwache diese Glücksucher vor der eigenen Küste einsammelt und sicher ans Festland bringt, sorgt sie auch dafür, dass junge arbeitsfähige Männer dem eigenen Land in einer schwierigen Phase des Neuaufbaus erhalten bleiben. Zugleich rettet sie uns vor „unseren“ Regierungen, die Mutterlandslose mit freier Kost und
Logis beehren, aber alteingesessene Schaffer lieber im Meer der Obdachlosigkeit ertrinken lassen, als endlich neue Wohnungen zu bauen.

Und sie macht ihren Job wirklich, anders als die EU-Operationen zur Bekämpfung der Menschenschmugglernetze. Diese waren aufgrund der von einer mächtigen Asyllobby eingeschliffenen Kultur der Geringschätzung des Rechtsstaates und des offenen Rechtsbruchs zum vorsätzlichen Scheitern verurteilt (F. Beck: „Migrationsfakten“).

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Erstellt:
17.06.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 40sec
zuletzt aktualisiert: 17.06.2019, 01:00 Uhr

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