Kirchen

Geläuterter Betrüger in der Stadthalle

Zur „Api-Summernight“ am 9. Juni haben die „Apis“ Josef Müller eingeladen. Der Referent ist wegen seiner kriminellen Vergangenheit bekannt. Die Veranstalter betonen die „Hoffnungsbotschaft“.

18.05.2018

Von Cristina Priotto

Josef Müller Privatbild

Josef Müller Privatbild

Das Motto „Vom FBI gejagt, von Gott gefunden“ will so gar nicht zu den bisherigen, eher musikalischen oder brav-frommen Themen der „Api-Summernight“ passen. Doch dieses Jahr haben die Altpietisten („Apis“) im Evangelischen Gemeinschaftsverband Württemberg in Verbindung mit der Evangelischen Allianz Oberer Neckar für Samstag, 9. Juni, um 19 Uhr Josef Müller in die Sulzer Stadthalle eingeladen.

Der Allerweltsname täuscht, denn Müller wurde als Anlagebetrüger berühmt und inszenierte sich schillernd als Honorarkonsul von Panama oder monegassischer Botschafter von Zentralafrika.

Dennoch – oder gerade wegen des radikalen Wandels – tritt der 63-Jährige in Talkshows und als Referent auf, in der Region zuletzt im Februar auf Einladung des CVJM in Dornstetten beim Gottesdienst in der Martinskirche.

Marianne Dölker-Gruhler aus Marschalkenzimmern erklärte auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE, Müller sei den „Apis“ von Anderen empfohlen worden. Die Diakonin und Gemeinschaftsreferentin der „Apis“ hat sein Buch „Ziemlich bester Schurke“ gelesen und begründet die Einladung zur „Api-Summernight“ so: „Wir fanden seine Geschichte sehr spannend“. Der geläuterte Betrüger stehe dazu, dass sehr vieles bei ihm falsch gelaufen sei, bevor er während der Haft zu Gott fand. „Das ist auch eine Hoffnungsbotschaft“, meint Dölker-Gruhler in Bezug auf den getauften Katholiken und spätberufenen Gläubigen, der regelmäßig öffentlich betet.

Dessen Vita erinnert an Mafiosi, die jahrelang schlimme Taten begehen, dann im Gefängnis plötzlich in der Bibel lesen und als – mehr oder weniger glaubwürdige – gläubige Geläuterte die Haftanstalt verlassen. Im Falle Müllers kommt hinzu, dass der Unternehmer sich in den wilden Jahren weltliche Vergnügungen wie teure Autos, eine Yacht, ein Privatflugzeug, Kokain und Callgirls gönnte.

Nachdem Müller Drogen- und Waffenschieber aus Südamerika betrogen hatte, jagten Landeskriminalamt und FBI den Paradiesvogel rund um den Globus, bis Josef Müller sich schließlich stellte.

So jemand kennt sich zweifelsohne aus mit dem zerstörerischen Zusammenhang von Geld und Gier, womöglich auch mit dem Weg des Geläuterten zu Gott.

Im Rahmenprogramm sorgt das Akkordeon-Orchester für musikalische Unterhaltung.

Nach dem Vortrag bei der etwas anderen „Api-Summernight“ steht Müller für eine Diskussion und Fragen zur Verfügung.

Zur Person

Josef Müller (Jahrgang 1955) stammt aus Fürstenfeldbruck. Der Katholik hatte im Alter von 17 Jahren einen schweren Verkehrsunfall und ist seither querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Als Steuerberater hatte Müller zeitweise vier Kanzleien und 50 Mitarbeiter. Später arbeitete der Bayer als Immobilienmakler, Bauträger, Vermögensverwalter und spekulierte an der Börse. Als Anlageberater prellte Josef Müller 383 Anleger um insgesamt 7,3 Millionen Euro und war zudem als Geldwäscher für die amerikanische Drogenmafia aktiv. Dafür saß Müller fünf Jahre und vier Monate in Haft. Dort fand Müller nach eigener Aussage zu Gott und studierte Theologie. 2013 erschien die Biografie „Ziemlich bester Schurke. Wie ich immer reicher wurde. Als Referent ist Josef Müller vor allem bei Veranstaltungen von Kirchen gefragt.

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Erstellt:
18.05.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 27sec
zuletzt aktualisiert: 18.05.2018, 01:00 Uhr

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