Horb

Gerbert-Ausstellung: „Ein weiteres Highlight im Kulturkalender“

Im Jubiläumsjahr 2020 war sie geplant, nun kommt die Schau zum 300. Geburtstag von Martin Gerbert ins Horber Stadtmuseum. Eine besondere Würdigung für einen der bedeutendsten Söhne der Stadt.

07.06.2023

Von NC

Theologe, Historiker und mehr: Martin Gerbert. Bild: Wilhelm Glaser

Theologe, Historiker und mehr: Martin Gerbert. Bild: Wilhelm Glaser

Eine Woche nach den Ritterspielen „startet noch ein weiteres Highlight im Kulturkalender der Neckarstadt“, kündigt die Stadtverwaltung eine neue Schau an. Das Stadtmuseum Horb zeigt demnach im Bürger-Kultur-Haus jene Sonderausstellung, die eigentlich zum 300. Geburtstag von Fürstabt Martin Gerbert von Sankt Blasien im Jubiläumsjahr 2020 geplant war. Die Pandemie machte nach städtischen Angaben jedoch eine längerfristige Verschiebung notwendig. Die Ausstellung wird am Freitag, 23. Juni, 18 Uhr, in der Mensa des Martin-Gebert-Gymnasiums feierlich mit Oberbürgermeister Peter Rosenberger eröffnet.

Bestandteil dieser Ausstellungseröffnung ist neben dem kurzen Festakt ein gemeinsamer Stadtspaziergang. Dieser geht vorbei an Gerberts Geburtshaus in der Neckarstraße, an der Stiftskirche Heilig Kreuz, wo er am 12. August 1720 auf die Namen Franciscus Dominicus Bernhard getauft wurde, und dem Portraitgemälde an der Rathausfassade. Der Rundgang endet mit der Besichtigung der Ausstellung im Stadtmuseum Horb.

„Die zum Teil noch nie in seiner Geburtsstadt gezeigten sakralen Geräte und persönlichen Gegenstände stammen aus dem direkten Umfeld des Fürstabts“, kündigt die Stadtverwaltung an. „Portraits, Bücher, Pläne und Grafiken zeugen von seinem breiten Wirken als Gelehrter, Kirchenmann und Landesvater. Dokumente belegen die lebenslange Verbindung zu seinen Horber Wurzeln.“

„Beeindruckende Persönlichkeiten prägten die Geschichte Europas. Martin Gerbert war eine davon.“ So umreißt Pater Gerfried Sitar, promovierter Kunsthistoriker und Museumsdirektor des Kärntner Benediktinerstifts St. Paulim Lavanttal, in der städtischen Mitteilung die Rolle, die Gerbert bis heute spielt. „Als Fürstabt der bedeutenden Abtei St. Blasien und einer der bedeutendsten Söhne der Stadt Horb, gilt er als Lichtgestalt des 18. Jahrhunderts.“ Er sei nicht nur Theologe gewesen, sondern Historiker, Musiker und Diplomat und führte mit viel Geschick ein souveränes Fürstentum.

„Neben zahlreichen historischen Schriften verfasste er einen Leitfaden zur Regentschaft kleiner Fürstentümer, erließ eine Kleiderordnung für seine Untertanen, gründete eine Sparkasse und ein Krankenhaus sowie eine Sozialkasse zur Versorgung der Armen und eine Brauerei“, weiß Sitar. Mit den Großen seiner Zeit sei er in regem Briefwechsel gestanden und er habe allgemeine Anerkennung genossen. Kaiserin Maria Theresia von Österreich schätzte Gerbert demnach als Berater und die Päpste seiner Zeit seine theologische Kompetenz.

Zahlreiche Kompositionen zeugen von seiner musikalischen Virtuosität. Pater Sitar: „Er war Visionär!“. Nach dem Großbrand seines Stiftes und dessen völliger Vernichtung im Jahr 1768, ließ er dieses nach modernsten Plänen wiederaufbauen und setzte vor allem mit der gewaltigen Kuppelkirche ein Denkmal der Architektur des Klassizismus. Seine bedeutende Kunstsammlung und seine umfassende Bibliothek genossen laut dem Kunsthistoriker Weltruhm.

Am Ende seines Lebens war Europa aus den Fugen geraten. Die Revolution in Frankreich, die zunehmende Säkularisation und drohende politische Umbrüche machten auch vor dem Schwarzwald nicht Halt. „Das diplomatische Geschick Gerberts schaffte dennoch Stabilität“, so Sitar. „Erst Jahre nach seinem Tod wurde die Abtei aufgelöst und 1807 zog sein zweiter Nachfolger mit den Mönchen, dem beeindruckenden Klosterschatz und den Gebeinen der ersten Habsburger nach Österreich, um dort neu zu beginnen.“

Heute wird dort der gewaltige Nachlass Gerberts – Sitar: „der zum Großartigsten zählt, was Europa hervorbrachte“ – , verwaltet. Vieles, bislang noch Unbekanntes, skizziere das Leben eines Mannes, der hineingestellt war zwischen den barocken Prunk und dessen Lebensfreude und das Wanken Europas am Ende dieser glanzvollen Epoche.

Öffnungszeiten und Anmeldung

Die kleine, aber feine Schau mit kostbaren Leihgaben aus dem In- und Ausland ist bereits ab 16. Juni, und somit auch für Besucherinnen und Besucher der Horber Ritterspiele, bis zum 15. Oktober zu sehen. Und zwar jeweils montags, mittwochs, freitags und sonntags von 14 bis 17 Uhr im Stadtmuseum Horb am Marktplatz. Der Eintritt ist frei. Weitere Öffnungszeiten, Führungen und Gerbert-Spaziergänge nach Vereinbarung unter: museen@horb.de.

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind recht herzlich zum Festakt am 23. Juni eingeladen. Aus organisatorischen Gründen bittet die Stadt um Anmeldung bis 20. Juni 2023 unter museen@horb.de oder 07451/901226.

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Erstellt:
07.06.2023, 16:51 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 07.06.2023, 16:51 Uhr

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