Infrastruktur

Gerumpel nervt

Die Kreisstraßen rund um Dürrenmettstetten sind in einem katastrophalen Zustand. Der Ortschaftsrat fordert Investitionen.

02.03.2018

Von Cristina Priotto

Gerumpel nervt

Sportlich brettert Siegfried Dölker mit seinem Auto auf der Kreisstraße 5514 von Dürrenmettstetten in Richtung Oberiflingen. Die fünf Fahrzeuginsassen werden dabei ordentlich durchgeschüttelt. Der stellvertretende Dürrenmettstetter Ortsvorsteher, Amtsinhaber Robert Trautwein und Ratsmitglied Karl Wössner sowie die zwei Pressevertreter unternahmen am gestrigen Donnerstagmorgen nach einem Pressegespräch über den schlechten Zustand der Kreisstraßen rund um den höchstgelegenen Sulzer Stadtteil eine Probefahrt zu Demonstrationszwecken.

Zwei Regierungspräsidien dabei

Die Vorführung verfehlte den beabsichtigten Zweck dabei nicht: Fingertiefe Schlaglöcher, aufgerissene Mittelnähte, abgebrochene Bankette und dutzende Schwellen als Folge von Teerflicken ließen den Ausflug zu einem holprigen Erlebnis für alle Sinne werden: Die marode Fahrbahn fällt nicht nur optisch auf, auch akustisch machen sich die Risse bemerkbar, von den Stößen durch die Unebenheiten ganz zu schweigen.

Trautwein hatte zuvor im Rathaus erklärt: „Wir wollen den schlechten Zustand der Kreisstraßen rund um Dürrenmettstetten ins Bewusstsein der Verantwortlichen rücken“. Die Zuständigkeiten machen die ganze Angelegenheit erst kompliziert – denn Dürrenmettstetten liegt im Landkreis Rottweil, aber nahe an der Kreisgrenze zum Kreis Freudenstadt. Tangiert sind zudem zwei verschiedene Regierungspräsidien (RP): Das RP Freiburg für den Kreis Rottweil, das RP Karlsruhe für den Landkreis Freudenstadt. „Für uns resultiert daraus eine missliche Lage, weil jeder hofft, dass der andere etwas unternimmt“, beschreibt der Dürrenmettstetter Ortsvorsteher die ungünstige Verwaltungssituation für den kleinsten Teilort von Sulz.

Robert Trautwein wünscht sich jedoch, so wie viele Pendler, die Straßensanierung als Ganzes zu betrachten – unabhängig von Kreis- und RP-Grenzen.

Dass dies funktionieren kann, beweist die Absprache beim Winterdienst: Während die Schneeräumfahrzeuge früher an der Kreisgrenze drehten, haben die beiden Landkreise eine neue Vereinbarung getroffen, so dass jetzt jeweils bis zu den Ortseingängen von Dürrenmettstetten und Oberiflingen geräumt wird. „Das ist ein guter Anfang“, findet Trautwein.

Karl Wössner kritisierte nicht nur den „katastrophalen Straßenzustand“, sondern auch, dass die Breite der Kreisstraßen nicht mehr für den heutigen Verkehr ausgelegt sei. „Bei einer Fahrbahnbreite von fünf Metern nach Dettingen runter ist kein Begegnungsverkehr mehr von Lastwagen und landwirtschaftlichen Fahrzeugen möglich“. In Richtung Oberiflingen habe die Straßenmeisterei am Straßenrand Rasengittersteine verlegt, dennoch sei das Bankett heruntergefahren. Im vergangenen Herbst kam es dort beim Ausweichen zu einem schweren Unfall mit Verletzten.

Robert Trautwein verweist auf den Schwerlastverkehr wegen des Steinbruchs, der mit dafür verantwortlich sei, dass die für breite Laster zu schmale Kreisstraße zwischen Dürrenmettstetten und Oberiflingen an den Seiten an vielen Stellen abgebrochen ist.

Siegfried Dölker rechnet vor, dass bis zur Umsetzung einer Straßensanierung zwei bis drei Jahre Planung nötig seien. „Wenn ich mir diesen Zeithorizont vorstelle, wird es mir Angst und bange, denn es ist abzusehen, dass Unfälle passieren“, warnt der stellvertretende Ortsvorsteher.

Wössner hat bereits die bevorstehende Sanierung des letzten Teilabschnitts der Glatttalstraße zwischen Glatt und Neckarhausen im Blick – denn dann wird der Verkehr bereits zum dritten Mal über Dürrenmettstetten umgeleitet. „Die Nebenstrecken sollten dafür auch entsprechend saniert werden“, fordert das Dürrenmettstetter Ortschaftsratsmitglied.

Zu Lasten des kleinen Höhenstadtteils geht auch der Schwerlastverkehr der Zulieferer für die fünf Weltmarktführer Homag (Schopfloch), Arburg (Loßburg), Fischer (Waldachtal) sowie Schmalz und L‘Orange (beide Glatten), und da diese zugleich viele Arbeitsplätze bieten, fahren auch entsprechend viele Mitarbeiter aus der Umgebung dorthin – häufig über Dürrenmettstetten.

Briefe an Michel und Rückert

Ortsvorsteher Robert Trautwein hat Ende Januar in zwei Schreiben die Landräte Wolf-Rüdiger Michel aus Rottweil und dessen Freudenstädter Amtskollegen Klaus Michael Rückert auf den „besorgniserregenden Zustand“ der Kreisstraßen im Bereich Dürrenmettstetten hingewiesen und dringend zum Handeln aufgefordert. Auf Antwort wartet Trautwein seither vergeblich – und sprach deshalb zumindest Michel am Samstag bei der Sulzer Sicherheitsmesse an. Mehr als „vollstes Verständnis“ kam aber nicht als Reaktion. Der Dürrenmettstetter Ortsvorsteher möchte noch mit den Nachbarkommunen Dettingen und Oberiflingen über das Problem sprechen. „Aus der Bevölkerung kommen viele Klagen“, beschreibt Robert Trautwein den Unmut der Bürger. Die Dürrenmettstetter wissen, das die Landkreise als Partner wichtig sind, um Voranzukommen. Die Kreisräte erreicht mit der Post womöglich bald eine Einladung zur Probefahrt – das müsste alle von der Notwendigkeit zur Sanierung überzeugen.

Die Fahrbahnränder an der Kreisstraße von Dürrenmettstetten nach Oberiflingen sind an vielen Stellen abgebrochen. Bilder: Priotto

Die Fahrbahnränder an der Kreisstraße von Dürrenmettstetten nach Oberiflingen sind an vielen Stellen abgebrochen. Bilder: Priotto

Schlimme Rumpelpisten:

K5513 in Richtung Hopfau

K5513/K4761 nach Dettingen

K5514/K4760 nach Oberiflingen

K5515 in Richtung Leinstetten

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Erstellt:
02.03.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 09sec
zuletzt aktualisiert: 02.03.2018, 01:00 Uhr

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