Drama über Menschen, die in der Vergangenheit gefangen sind, und andere, die nur ihre Gegenwart haben.

Gespenster

Drama über Menschen, die in der Vergangenheit gefangen sind, und andere, die nur ihre Gegenwart haben.

24.11.2015

Von MAGDI ABOUL-KHEIR

Gespenster

In einem seelenlosen Berlin siedelt Petzold die Geschichte eines Paares an, dessen Kleinkind vor 14 Jahren in einem Supermarkt von einem Unbekannten entführt wurde. Seitdem ist die Frau auf der Suche nach dem Mädchen; der Mann versucht, das Restleben vor dem Zerbrechen zu bewahren. Parallel wird von dem bedürftig-schutzlosen Heimkind Nina und ihrem Verliebtsein in die Herumtreiberin Toni erzählt. Die Erzählstränge kreuzen sich - ist Nina das gesuchte Mädchen? - und verlieren sich wieder. Zwei Figuren, die in der Vergangenheit gefangen sind, und zwei, die nur ihre Gegenwart haben.

Petzold arbeitet mit Andeutungen, Hoffnungsschimmern, Trugschlüssen, verweigert Antworten, hat bis zum Schluss Mut zur Uneindeutigkeit. Es geht um Suche - auch wenn das Suchen vielleicht keinen Sinn mehr macht und das scheinbare Finden nur noch die Schmerzen vergrößert. Es sind Charaktere, denen der Boden unter den Füßen fehlt und die doch weiterlaufen. Mit Nina (Julia Hummer) zeigt Petzold eine bedürftige Frauenfigur, wie sie sonst nur in Filmen Lars von Triers zu sehen ist. Das Lachen ist in "Gespenster" abwesend, der Film lässt die Betrachter nicht verzweifelt zurück, doch aufgewühlt.