Gestrandet

Gestrandet

Die Doku schildert das nicht immer einfache Miteinander von eritreischen Flüchtlingen und Einheimischen in einem ostfriesischen Dorf.

08.03.2016

Von Verleih

Das ostfriesische Dorf Strackholt ist eine Extremform der deutschen Pampa, wo die Einheimischen noch ziemlich unter sich sind. Im Spätherbst 2013 kommen dort fünf Flüchtlinge aus Eritrea an. Wie es Aman, Mohammed, Osman, Ali, Hassan und ihren spärlichen Helfern in den ersten Monaten geht, hat die junge Filmemacherin Lisei Caspers, die selbst aus der Gegend stammt, mit der Kamera dokumentiert.

Was mittlerweile als Willkommenskultur gepriesen wird, kommt vor allem deshalb auf, weil der pensionierte Lehrer Helmut Wendt („Ich bin 66 Jahre alt. Ich darf nicht mehr arbeiten“) einen Sprachkurs improvisiert und Alteingesessene und Flüchtlinge reichlich vorsichtig miteinander bekannt macht.

Zum Infotreffen in der Gemeindehalle bringt er erstmal nur Fotos der Männer mit, die im Film stets mit ihren Vornamen vorgestellt werden. Wenn der Ruheständler es ungewöhnlich findet, als die fünf zum ersten Mal im örtlichen Schwimmbad auftauchen, zoomt die Kamera auf seinen korpulenten nackten Körper und scheint mit leiser Ironie zu fragen, wer denn hier der Exot ist.

Das platte Land hat erstaunlicherweise auch eine richtige Rebellin hervorgebracht: Christiane Norda („Entweder ist die Welt lebenswert für alle – oder wir lassen das“). Sie steht den Eritreern bei Behördengängen zur Seite und bringt am ehesten Verständnis dafür auf, wie sie sich fühlen: Während die Monate verstreichen und die fünf ständig bangen, wie es um ihre Familien steht, sie immer noch keinen richtigen Job haben und keine Möglichkeit, ihre Angehörigen nachzuholen.

Der Film zeigt, wie spannend es sein kann, sich in einem stinknormalen Dorf genauer umzusehen – wo es hinter den geordneten Fassaden Flüchtlinge und Helfer schier zerreißt im Leerlauf, der den Männern aufgezwungen wird, während sich die offizielle Politik weitgehend zurückhält.

Dabei hat die Regisseurin Menschen gefunden, die unbedingt mehr wollen als essen, schlafen und ein unverbindliches Lächeln in der Dorfkneipe. Und die es schmerzt, wenn Kulturaustausch light von ihnen erwartet wird: Bei einem Fest sollen sie zeigen, welche Spiele es in Eritrea gibt. „Wir können nicht spielen, wir denken zu viel“.

Ein ostfriesisches Dorf und die Leerstellen der deutschen Flüchtlingspolitik.