Empfingen · Gastronomie

Getrübter Genuss durch viele Auflagen für Restaurant-Gäste

Die Wirte des „Da Devis“, von „Ellis Kegelstüble“ und „Anatolia Pizza-Kebap“ in Empfingen bewerten die erlaubte Wiedereröffnung verhalten optimistisch.

28.05.2020

Von Emil Henger

Devis Zanon vom Empfinger Ristorante „Da Devis“ braucht sich nicht in die Gästeliste eintragen, die Gäste hingegen schon. Bilder: Emil Henger

Devis Zanon vom Empfinger Ristorante „Da Devis“ braucht sich nicht in die Gästeliste eintragen, die Gäste hingegen schon. Bilder: Emil Henger

Den Tag, an dem die Gastronomen ihre Pforten wieder für Gäste öffnen dürfen, hatten auch die Empfinger Wirte lange herbeigesehnt. Seit 18. Mai dürfen laut einer neuen Corona-Verordnung des baden-württembergischen Sozial- und Wirtschaftsministeriums Gastronomen im Innen- und Außenbereich unter strengen Auflagen wieder Gäste bewirten.

Für Devis Zanon war die Zeit zu knapp, um die Verordnung vom 16. Mai umzusetzen und zwei Tage später loszulegen. Für die Umgestaltung des Lokals im Gemeindezentrum ließ sich der Wirt des Ristorante „Da Devis“ Zeit. „Ich möchte, dass sich meine Gäste wohlfühlen und ihnen die Angst nehmen“, erklärt der 41-Jährige. Der Vorfall neulich im niedersächsischen Landkreis Leer, nach dem sich mehrere Gäste während eines Restaurantbesuchs mit dem Coronavirus infiziert haben, verunsichere die Menschen. Der Familienbetrieb hat das Restaurant ordentlich durchgemischt. Die Tische haben einen Abstand von zwei Metern, 50 Zentimeter mehr als notwendig. Somit reduzieren sich die Sitzplätze im Lokal von 96 auf 38. Barhocker an der Theke gibt es keine mehr. „Sonst könnte man ja nicht mehr ausschenken“, erklärt Zanon. Wer das Restaurant betreten möchte, muss zunächst seine Kontaktdaten hinterlassen. Den Kugelschreiber dürfen die Gäste behalten, 500 Stück hat Devis Zanon geordert. Auf dem Tisch daneben steht Desinfektionsmittel für die Kunden. Erst nach diesem Prozedere darf Devis Zanon die Gäste an einen Tisch führen. Auf den Tischen sind QR-Codes angebracht, mit denen die Speisekarte per Handy aufgerufen werden kann. Auf Wunsch gib es auch die üblichen Speisekarten. Diese werden regelmäßig desinfiziert. Merkblätter über die Verhaltensmaßregeln liegen aus. Auch von den Gästen verlangt der Gastronom eine Portion Disziplin. Einfach einen Tisch nehmen und ihn woanders dazustellen, kommt für den Gastwirt nicht in Frage.

„Wenn das nicht klappt, muss ich leider dicht machen“, erklärt er und nennt das Beispiel eines befreundeten Wirts, der vom Ordnungsamt, die anonym im Lokal waren, eine Geldstrafe aufgebrummt bekam, weil die Gäste sich nicht an die Regeln gehalten hatten. So weit will es Devis Zanon, der mit seiner Mutter Carla und den Schwestern Anna und Daniela das Lokal betreibt, nicht kommen lassen. Ab dem morgigen Freitag wird das Restaurant für drei Tage geöffnet, ebenso in der Pfingstwoche. „Erst wenn der Probebetrieb erfolgreich ist, gehen wir zu den bekannten Öffnungszeiten über“, kündigt Zanon an. Die Kosten für den Betrieb drücken nach wie vor. Für die angestellten Familienangehörigen hat der Inhaber Kurzarbeitergeld beantragt, der Verpächter hat die Pacht für einen Monat gestundet. Ohne das Zusatzeinkommen mit einem Halbtagsjob bei einem Getränkehändler und der Teilzeitarbeit von Ehefrau Simone als Arzthelferin käme die Familie nicht über die Runden. Zu schaffen machen dem Familienbetrieb die Absagen von zwei Geburtstagsfeiern und die Feierlichkeiten zur Kommunion.

Auf abwarten setzt Elli Hönle. Die Wirtin von „Ellis Kegelstüble“ reinigt die Kegelstube, das Kegelspiel ist noch nicht erlaubt. Hönle hofft auf baldige Lockerungen. Von gut 40 Sitzplätzen kann die Wirtin nur mal die Hälfte anbieten, um die Auflagen zu erfüllen.

Finanziell gerät Ilhami Celik an die Grenzen, hat der Inhaber des „Anatolia Pizza-Kebap“ in der Marktstraße festgestellt. „Doch langsam beginnt die Erholung“, berichtet Celik über die zunehmende Kundschaft beim Straßenverkauf. Neben der Corona-Krise hatte der Gastronom buchstäblich noch eine andere Baustelle: An der Ecke „Alte Kaserne/Im Auchtert“ möchte der Wirt einen Restaurantbetrieb mit Café, Döner-Imbiss und Restaurant und zwei Wohnungen erstellen. Wegen Einspruchs des Nachbarn, der Lärmbelästigungen befürchtet (wir berichteten), durfte Ilhami Celik nur die Baugrube ausheben. Celik ist aber optimistisch und rechnet noch in dieser Woche mit einem positiven Bescheid von der Baubehörde.

Beim „Anatolia Pizza-Kebap“ läuft der Straßenverkauf gut.

Beim „Anatolia Pizza-Kebap“ läuft der Straßenverkauf gut.

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Erstellt:
28.05.2020, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 28.05.2020, 01:00 Uhr

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