Baustelle

Glatter Wirte leiden unter der Sperrung

Während der Sanierung der Glattbrücke müssen die Hoteliers im Glatttal ihren Gästen die Anfahrt extra beschreiben. Die Gastronomen beklagen wegen der Umleitung ausbleibende Spontanbesucher.

30.12.2016

Von Cristina Priotto

Schild mit Bild: Das Straßenbauamt hat vor der Glattbrücke bei Neckarhausen ein touristisches Hinweisschild mit dem Wasserschloss angebracht. Bild: Priotto

Schild mit Bild: Das Straßenbauamt hat vor der Glattbrücke bei Neckarhausen ein touristisches Hinweisschild mit dem Wasserschloss angebracht. Bild: Priotto

Ausgerechnet der touristisch bedeutendste Sulzer Stadtteil Glatt ist rund acht Monate lang nur auf Umwegen zu erreichen: Wegen der Vollsperrung der Glattbrücke, die seit 19. September und voraussichtlich noch bis 12. Mai 2017 umfassend saniert und erweitert wird, müssen Touristen lange Umleitungen in Kauf nehmen. Die SÜDWEST PRESSE hat sich bei den Hoteliers und Gastronomen umgehört, wie sich die Baustelle auswirkt.

Beim Hotel Züfle sorgt vor allem die nach wie vor schlechte Beschilderung für Unmut: „Unsere Gäste meckern, weil sie über den Priorberg fahren müssen“, sagte eine Sprecherin am Donnerstag auf Nachfrage unserer Zeitung. Auswärtige Besucher weist das „Züfle“-Team auf der Homepage auf die Umleitung hin und empfiehlt, von der Autobahn bereits bei der Ausfahrt Sulz abzufahren, denn von Horb oder Empfingen aus ist es umständlicher.

Das Hotel Freystatt hätte sich vor allem im Vorfeld mehr Informationen gewünscht. „So wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt und konnten unsere Gäste nicht informieren“, ärgern sich die Hoteliers. Beim Internetauftritt wurde ein Hinweis auf die Sperrung eingefügt, bei Buchungsanfragen erhalten potenzielle Gäste einen Text mit aktualisierter Anfahrtsbeschreibung. Besonders sauer stößt in der „Freystatt“ der lange Zeitraum auf: „Die Dauer ist Wahnsinn!“, sagte eine Mitarbeiterin gestern. Da Navigationsgeräte die temporäre Sperrung nicht anzeigen, stranden auswärtige Autofahrer an der Abzweigung bei Neckarhausen. Die Umleitung und die teils irritierende Beschilderung wirken sich auf Spontanbesucher negativ aus: „Viele Leute auf der Durchfahrt kommen nicht vorbei“, teilt eine Sprecherin des Hotels Freystatt mit.

Das Schloss-Café vermeldet „gravierende Einbußen“, seit die Glattbrücke gesperrt ist. „Es hat auch mittelfristige Auswirkungen, weil Leute, die einmal kommen und dann Probleme bei der Anfahrt haben, eine Weile wegbleiben“, heißt es seitens der Inhaber. Neben dem Ärgernis der lange Zeit falschen Beschilderung und der verzögerten Materialbeschaffung stößt im „Schloss-Café“ vor allem auf Unverständnis, dass die Baufirma lediglich mit einer Drei-Mann-Kolonne auf der Baustelle zu Gange ist.

In Schäfers Vesperstüble „macht die Sperrung schon etwas aus“, heißt es von dort. Wegen der langen und im Winter nicht unproblematischen Umleitung
– wahlweise über Dettingen und den Priorberg oder über Sulz
– seien alle Glatter Wirte (und die Einwohner) aber „ausgesperrt“.

Dem Straßenbauamt sind die Klagen über mangelhafte Beschilderung ebenfalls immer wieder zu Ohren gekommen. Deshalb hat die Straßenmeisterei in den vergangenen Tagen an der Abzweigung bei Neckarhausen über dem Umleitungs-Schild ein braunes touristisches Hinweisschild mit dem Wasserschloss montiert, wie Autofahrer sie im Großformat von der Autobahn kennen. „Wir haben nachgebessert“, teilte Martin Osieja hierzu gestern mit. Der Leiter des Straßenbauamts beim Landratsamt Rottweil bedauert, dass die Brücke nicht, wie geplant, über die Wintermonate halbseitig befahrbar gemacht werden konnte. Schuld sind, wie berichtet, Lieferengpässe. „Wir haben keine Möglichkeit, einzugreifen“, versichert Osieja an die Adresse der leidtragenden Gastronomen.

Ab 11. Januar 2017 soll wieder gearbeitet werden

Das Straßenbauamt hat die Firma Brodbeck aus Metzingen mit der

Sanierung der Glattbrücke beauftragt.

Für den Umbau werden Brücken-

lager benötigt, die aber anstatt, wie ursprünglich vereinbart, Anfang

Dezember, voraussichtlich erst Anfang Januar 2017 geliefert werden.

Geplanter Termin für die Wieder-aufnahme der derzeit ruhenden

Arbeiten ist laut Martin Osieja am

11. Januar 2017 – witterungsabhängig.