Trainerkarussell

Glauben an den Aberglauben

Torsten Frings stellt sich beim SV Darmstadt 98 kämpferisch vor. Die Floskel vom gut kehrenden neuen Besen wird sich bewahrheiten.

30.12.2016

Von GEROLD KNEHR

„Wir sind kein Rettungsfall“, sagt Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch (rechts) und gibt Torsten Frings Rückhalt. Foto: dpa

„Wir sind kein Rettungsfall“, sagt Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch (rechts) und gibt Torsten Frings Rückhalt. Foto: dpa

Neue Besen kehren gut. An diese abgedroschene Floskel glauben Fußball-Funktionäre offenbar mehr denn je. Wie anders wären die vielen Trainerwechsel in der Fußball-Bundesliga zu erklären? Sämtliche Vereine, die auf den Plätzen 12 bis 18 überwintern, haben im Verlauf der Vorrunde ihren Coach ausgetauscht. Womit die Aussage über die neuen Besen vielleicht bestätigt werden wird. Zwei oder maximal drei der neuen Trainer werden am Saisonende absteigen. Die anderen vier oder fünf Kollegen – je nach Ausgang der Relegationsspiele des Bundesliga-16. gegen den Dritten der Zweiten Liga – werden jubeln: Mission erfüllt.

Die schwierigste Aufgabe hat zweifelsohne Torsten Frings übernommen, der gestern beim Schlusslicht SV Darmstadt 98 vorgestellt wurde. Doch trotz der ziemlich hoffnungslosen Situation sieht der 40-Jährige gute Chancen auf den Klassenverbleib. „Ich glaube da hundertprozentig dran und bin hundertprozentig davon überzeugt, dass wir das mit der Mannschaft schaffen werden“, so der ehemalige Nationalspieler. „Wir haben bewusst keinen Retter gesucht. Der SV Darmstadt 98 ist kein Rettungsfall!“, tönte gar Präsident Rüdiger Fritsch.

Auf seiner ersten Station als Chefcoach trifft Frings auf eine Mannschaft, die zuletzt achtmal in Serie verloren, in 16 Spielen nur elf Tore erzielt und oft nicht ihre Erstliga-Tauglichkeit nachgewiesen hat. „Wir haben den Glauben und den Mut, das anzupacken“, versicherte Frings. Bevor über Verstärkungen gesprochen wird, wolle er sich erst einmal den jetzigen Kader anschauen und jedem Profi eine Chance geben.

An die bescheidenen Verhältnisse am Böllenfalltor konnte sich Frings schon mal gewöhnen: Der neue Hoffnungsträger nahm bei seiner ersten Pressekonferenz an einem abgenutzten Holztisch Platz – nicht wie sonst im Oberhaus auf einem ausladenden Podium – bevor er durch den engen Kabinengang verschwand. „Ich finde es aber total geil. Hier kommt man nicht her, weil das Trainingszentrum so schön ist, weil es so gemütlich ist. Man kommt hierher, um zu arbeiten“, sagte er.

Der 78-malige Nationalspieler ist der erste der deutschen „Sommermärchen“-Helden von 2006, der als Cheftrainer bei einem Bundesliga-Club arbeitet. „Das ist für mich auch was ganz Besonderes, eine Riesenchance“, sagte er vor dem Trainingsauftakt am Dienstag.

Einen Namen im Profigeschäft muss sich der neue Coach des FC Augsburg, Manuel Baum, erst noch machen. Der 37-Jährige wurde vom Interims- zum Chefcoach befördert, nachdem der FCA in den zwei Spielen unter seiner Regie vier Punkte geholt hatte. Nicht zuletzt die Fürsprache der Mannschaft bestätigte Manager Stefan Reuter, auf Baum zu bauen. „Der Trainer macht eine sehr gute Arbeit. Er arbeitet gut mit uns“, sagte Abwehrspieler Paul Verhaegh.

Wetten, dass es nicht bei den bislang sieben Wechseln bleibt? Nach der bisherigen Logik des Heuerns und Feuerns ist Markus Weinzierl der am meisten gefährdeste Coach. Er ist mit dem FC Schalke 04 derzeit lediglich Tabellen-Elfter. (mit dpa)

Die Mannschaft des FC Augsburg sprach sich dezidiert für Manuel Baum aus. Foto: dpa

Die Mannschaft des FC Augsburg sprach sich dezidiert für Manuel Baum aus. Foto: dpa

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Erstellt:
30.12.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 26sec
zuletzt aktualisiert: 30.12.2016, 06:00 Uhr

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