Meryl Streep als katholische Sauberfrau will einen unbotmäßigen Priester (Philip Seymour Hofmann) mit allen Mitteln abschießen.

Glaubensfrage

Meryl Streep als katholische Sauberfrau will einen unbotmäßigen Priester (Philip Seymour Hofmann) mit allen Mitteln abschießen.

23.11.2015

Von Verleihinfo

14.09.2015 Glaubensfrage
© null 02:03 min

Ein finsteres Misstrauen umgibt diese Frau. Schwester Aloysius (Meryl Streep ganz unglamourös als stramm katholische Sauberfrau) sieht sich als Schnüfflerin Gottes. Überall wittert sie moralische Verfehlungen. Schon die neuen Patronenfüller sind für sie ein Zeichen des Niedergangs. Kugelschreiber sind an der Schule, die sie in der New Yorker Bronx leitet, sowieso verboten.

Im Jahr nach der Ermordung von John F. Kennedy kommt 1964 ein neuer Priester in die Gemeinde. Der großartige Philip Seymour Hoffman ("Capote", "Tödliche Entscheidung") füllt mühelos die Rolle des charismatischen Geistlichen aus. Pater Flynn begegnet anderen nicht mit Härte und Misstrauen, sondern zeigt Kindern wie Erwachsenen Offenheit und Interesse. Er steht für die sich vorsichtig andeutende Liberalisierung der 60er Jahre. Von seinen Predigten fühlt sich sogar Schwester Aloysius ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht. Ob sie deshalb ihre Untergebenen dazu instrumentalisiert, den Priester zu überwachen?

Als die junge Schwester James (Amy Adams) beobachtet, wie der einzige schwarze Junge der Schule verstört von einem Gespräch im Pfarrbüro zurückkommt, scheint die furchterregende Direktorin endlich etwas gegen Pater Flynn in der Hand zu haben.

Das psychologische Duell der beiden Ausnahmeschauspieler ist großes Kino. Dennoch fragt man sich gelegentlich, was Nichtgläubige an der leicht angestaubt wirkenden Konfliktlinie finden sollen. Eine Ausnahmeerscheinung ist nur Mrs. Miller (Viola Davis), die Mutter des schwarzen Jungen. Sie ist die einzige, die sich von der manipulierenden Strenge von Schwester Aloysius in keiner Weise beeindrucken lässt. Sie dürfte das neue Gesicht Amerikas sein. Leider hat sie nur eine Nebenrolle.

So viel Mühe sich der Film mit der Ausstattung gibt - diese recht kuschelige Ecke der Bronx mit dem altmodischen Bonbonladen an der Ecke zur Schule - der (innere) Konflikt seiner Figuren wirkt so gründlich vergangen, dass er ruhig weiter im Mottenschrank der Geschichte hätte lagern können.

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Erstellt:
23.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 23.11.2015, 12:00 Uhr

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