Antonio Rüdigers nächstes Ziel: Rechtsverteidiger bei der EM

Glücklich in Rom

Antonio Rüdiger ist bei AS Rom angekommen. Das nächste große Ziel des ehemaligen Stuttgarters ist die Fußball-EM in Frankreich. Dort möchte sich der 23-Jährige als rechter Verteidiger etablieren.

08.04.2016

Von SID

Rom. Antonio Rüdiger ist die Lässigkeit in Person. Gut gelaunt schlendert er über Trigoria, das Trainingszentrum von AS Rom. Die Sonnenbrille in den Pullover gesteckt, das Lebensmotto "Live fast" ("Lebe schnell") auf der modischen Schirmmütze, wird er überall gegrüßt und umarmt. Man spürt: Hier in Rom fühlt sich der Fußball-Nationalspieler pudelwohl.

Rom stehe für ihn für "Leidenschaft. Eine tolle Stadt mit super Wetter und super Essen. Und für tolle Fans", sagt der 23-Jährige. Und für sportlichen Erfolg. Er ist Stammspieler bei der Roma, die erneute Champions-League-Qualifikation ist so gut wie perfekt, und das EM-Ticket scheint dem Defensivspieler sicher. Doch nur in Frankreich dabei zu sein, reicht dem ehrgeizigen Rüdiger nicht. Er will spielen. Dafür würde er sich aus der Innenverteidigung, wo Jerome Boateng und Mats Hummels gesetzt sind, auch verschieben lassen. "Ich habe einige Male dort gespielt und die Position schmeckt mir langsam", betont der neunmalige Nationalspieler und bietet sich Bundestrainer Joachim Löw als Rechtsverteidiger an.

Sein erstes Dreivierteljahr im Ausland hat Rüdiger reifen lassen, sein Selbstvertrauen ist enorm. Er hat es geschafft, ist ein Fußball-Star, auch wenn der Weg dorthin nicht immer einfach war.

Aufgewachsen in Berlin-Neukölln, lernte er das Kicken auf einem Gummiplatz. "Dort hilft dir keiner. Da gibt es keinen Schiedsrichter, da musst du dich durchsetzen", erzählt er: "Das habe ich früh gelernt, das hat mich geprägt, und da bin ich stolz drauf."

Mit 15 verließ Rüdiger sein Zuhause, wechselte nach Dortmund. Das erste Jahr sei nicht einfach gewesen, berichtet er. Dann zuckt er mit den Schultern: "Aber no risk, no fun." Beim VfB Stuttgart schaffte er den Sprung in die Bundesliga, wurde von vielen nach zwei Roten Karten wegen Tätlichkeiten nach Provokationen 2013 aber schon als "Hitzkopf" abgestempelt. "Ich wusste: Jetzt noch eine Rote Karte, und du bist in der Schublade, in der du nie sein wolltest. Als Bad Boy, als Rocky Rüdiger. Also musste ich etwas verändern." Seitdem halte er sich "von diversen Problemen auf dem Platz fern".

Heute lässt er sich nicht einmal von den immer wieder vorkommenden rassistischen Beleidigungen in den italienischen Stadien aus dem Konzept bringen. "Es ist leider so, dass man in dem einen oder anderen Stadion diese Affenlaute hört. Das tut natürlich weh."

Auf dem Weg nach oben hat Antonio Rüdiger fast allen Widrigkeiten getrotzt. Sogar seiner Flugangst. "Inzwischen schlafe ich ein, sobald ich in den Flieger steige", sagt er. Und einmal mehr verrät sein breites Lächeln: In Rom hat er sein Glück gefunden.